Getanzte Botschaften von Liebe und Läuterung

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Die letzte Ballettpremiere dieser Saison am Linzer Landestheater galt "Rumi - In Flammen“: Von Ballettdirektor Jochen Ulrich grandios choreografiert, bildhaft inszeniert und von seiner ausdrucksstarken wie bewegungstechnisch stupenden 15-Personen-Compagnie auf der Bühne hingebungsvoll umgesetzt.

Flammen? - Für Rumi, einen der wichtigsten persischen Dichter des 13. Jahrhunderts, eine Metapher für Liebe - eine Liebe, die sich zu Toleranz, auch im religiösen Bereich, bekennt; sich einem Läuterungsprozess unterwirft, um die Entwicklung von Neuem zu ermöglichen. Dabei handelt sich aber nicht um eine getanzte Biografie Rumis, sondern um eine choreografierte eigene Dichtung. Choreograf Jochen Ulrich definiert sie so: "Liebe als einziger Weg, über den der Mensch sich befreien und zu sich finden kann.“

Die Respekt gebietenden Leistungen der athletisch durchtrainierten Tänzer und Tänzerinnen geraten in der Gestaltung ihrer jeweiligen ephemeren Figuren mitunter in den Bereich circensischer Artistik. Dies ist nicht so abwegig, wie es scheinen mag, da Bühne und Licht an eine Sport- oder Zirkus-Arena erinnern und Rumi den Körper als den Austragungsort der Liebe benennt, durch den Seele und Geist ziehen. Das Flüchtige, Ephemere des Tanzes im modernen Tanztheater macht ja auch dessen Beschreibung so schwierig. Den Tänzerinnen und Tänzern, die sich körperlich total verausgaben, geht es daher um die Befreiung von Masken, von Verkleidung, von Rollen, von Irrtümern und darum, einen Weg durch sich selbst zur Liebe, zu einem bzw. einer anderen zu finden.

Mystik - mit Witz und Komik

Für Rumi ist dies dann auch der Weg zu Gott. Unter den Mystikern seiner Zeit ist er der einzige, der diesen Weg so sieht. Trotz aller Gedankentiefe, die Rumis Botschaften zu vermitteln suchen, fehlt es nicht an Witz und Komik, wie etwa die Maske der Micky-Maus zeigt oder Ziga Jereb als der an seine Skischuhe und Ski gefesselte "Gestrandete“, besonders peinlich ohne Schnee …

Sensationell die Musik des international gefeierten persischen Musikers und Komponisten Mohammad Reza Mortazavi (1978 in Isfahan im Iran geboren), der zu seinen eigenen Kompositionen auf den persischen Handtrommeln mit unglaublicher Virtuosität spielt, wobei er die Tombak als Instrument der Erde und die Daf dem Himmel zuordnet. Atemberaubend ist die Vielfalt der Klangfarben, die er nicht zuletzt mit Kraft und Fingertechnik den Instrumenten entlockt - und das zwei Stunden lang, ohne Pause; auf einer Bühne, die durchflutet ist von stimmigem Licht und dem mitunter lauten Atemholen der bis ans körperliche Limit tanzenden 15 Protagonisten.

Der Beifall, der schier kein Ende nehmen wollte, lässt hoffen, dass Rumis humane Botschaften angekommen sind.

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