Glawoggers Vermächtnis

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Die mehr als zwei Kilometer langen Züge, die sich durch Mauretaniens Wüste schleichen, sind eine Augenweide. Viele solcher Bilder vom Balkan bis Westafrika hat Michael Glawogger bei seinem ultimativen Projekt "Untitled" gefilmt. Ein Jahr lang wollte er die Welt bereisen, nach einem Drittel verstarb er 2014 in Liberia an Malaria. Glawoggers Cutterin Monika Willi hat aus dem Material einen Dokumentarfilm gemacht -ein beachtliches Opus, das sowohl ganz und gar Glawogger ist und in vielem an dessen Arbeiter-Abgesang "Workingman's Death" erinnert. Aber es ist auch ein eigenständiger Film von Willi, die dem nach dem Zufallsprinzip gefilmten Bildern einen grandiosen Rhythmus verleiht und eine Weltgeschichte erzählt: Ringer im Senegal, eine Berghütte im italienischen Winter, einbeinige Fußballspieler an einer afrikanischen Küste, das Aufgehen von Vogelschwärmen mitten im weiten Land. Dann die alte Frau im Pelzmantel, die sich in einer vom Krieg zerstörten Balkanstadt eine Treppe hochhievt: Stimmung und Wahrheit liegen hier nah beieinander. Schauen, schauen, nochmals Schauen. Ein Blick auf die Welt, wie sie ist, und die sich im Elend immer noch einen Schimmer bewahrt. Willi erweist sich als Sachwalterin von Glawoggers Nachlass. Eine Großtat. (Otto Friedrich)

Untitled A/D 2017. Regie: Michael Glawogger, Monika Willi. Filmladen 105 Min. Im Kino ab 31.3..

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