Glücksfall aus München für Graz

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Mit der erst 2008 in Zagreb wieder entdeckten Uraufführungsversion der (zuletzt von Nico Dostal) bearbeiteten Operette "Im weißen Rössl“ schaffte der in Graz und Klagenfurt groß gewordene Josef E. Köpplinger als neuer Staatsintendant am Gärtnerplatztheater in München zum Einstand einen Triumph. Dreißig ausverkaufte Vorstellungen seiner Prachtinszenierung des Evergreens von Ralph Benatzky (und der zwei Schlager von Robert Stolz) gab es. Nun schenkt er der Grazer Oper 15 hervorragend getimte weitere Aufführungen und eine Handvoll seiner Münchner Protagonisten.

Unter blauestem Salzkammerguthimmel, weißesten Schäfchenwolken, eisigsten Dachsteingipfeln, bei aus Gießkannen tröpfelndem Schnürlregen und auf mit Touristen, Schuhplattlern, St. Wolfganger Jungfrauen übervölkerter Bühne, beehrt vom Kaiser Franz Joseph und seinem Diener Ketterl, zündet Köpplinger ein auf Scherz, Satire, Ironie und Happy End setzendes Feuerwerk.

Begrüßung im Foyer

Eine Fremdenführerin mit befremdlichem Englisch begrüßt im Opernhausfoyer, gemeinsam mit Blasmusik (aus Schwanberg), Kinderchor und Bandltänzern, die Gäste, ehe eine sehr resch-bissgurnige Rössl-Wirtin (Sigrid Hauser) ihren anhabigen Oberkellner Leopold (mäßig charmant Daniel Prohaska) hinauswirft, ohne zu wissen, dass der Kaiser zum Jagdaufenthalt in St. Wolfgang naht.

Von den deutschen Sommergästen sind die Damen Ottilie Giesecke (Sieglinde Feldhofer allerliebst bei Statur und Stimme) und Klärchen Hinzelmann (Bettina Mönch) liebenswert. Ottilie erjagt mit Liebreiz den feschen und stimmstarken Dr. Siedler (der deutsche Tenor Tilmann Unger, ein echter rarer Bonvivant), Klärchen erntet einen kaum witzigen Sigismund Sülzheimer, als der Christoph Wagner-Trenkwitz eine fade Fehlbesetzung ist. Dirk Lohr ist als Ober-Piefke Giesecke ein Servierer sicherer Lacher. Als Prof. Hinzelmann hat der Schauspieler Wolfgang Krassnitzer feine leise Töne, als Kaiser der langgediente Grazer Baßbuffo Götz Zemann einige berührende Auftritte.

Dass man einst und nicht nur in Graz mit dem unvergessenen Peter Minich als Leopold und der Diva Else Kalista keine Mikroport-Unterstützung benötigte, sollte nicht als Theateranekdote dem Vergessen anheimfallen.

Im weißen Rössl

Grazer Oper

3., 17., 21., 22., 29. November, 22., 26. Dezember

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