Graz 2003, Kulturhauptstadt

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Kulturstädte gibt es zuhauf entlang den österreichischen Autobahnen - die entsprechenden braunen Schilder signalisieren indirekt, dass in all den anderen Städten Banausen wohnen. Und 2003 bekommen wir auch noch eine Kulturhauptstadt, obwohl wir doch schon eine Hauptstadt haben und auch eine Kulturstadt par excellence, wie das Salzburger Selbstbewusstsein lautstark verkündet. Wozu also noch die Kulturhauptstadt Graz?

Vielleicht gerade, um sich gegen die faktischen wie gegen die selbst ernannten Kultur- und Hauptstädte zu behaupten; um die Peripherie gegen zu viele Zentralen ins Spiel zu bringen. Die Peripherie ist die Berührungslinie mit dem, was außerhalb liegt. Graz bringt die Nähe zu Ljubljana und zum gesamten südosteuropäischen Raum ins Spiel. Jenes Graz, das in den siebziger Jahren schon einmal eine Hauptstadt war, wenn auch eine heimliche: Denn was wäre die österreichische Literatur ohne das Forum Stadtpark und seinen Umkreis? Graz, das mit seinem steirischen herbst immer für Attacken auf etablierte Selbstzufriedenheit gut war.

Graz 2003 will diese Traditionen nicht im Sinne eines avantgardistischen Veteranenkultes pflegen. Das dicke Programmheft macht neugierig darauf, wie Kultur - die "hohe" wie die Alltagskultur - die urbanen Lebensräume durchdringen soll. Aus der Stadt selbst gewachsene Initiativen werden mit internationalen Spitzenprojekten aller Kunst- und Kultursparten zu einem Gesamtkonzept verbunden.

Graz 2003: ein fulminanter Beginn mit Beat Furrers Musiktheater "Begehren", dem "Butterfly Blues" von Henning Mankell, zahlreichen Architekturprojekten und Ausstellungen von JoÇze PleÇcnik bis Günter Brus. Ein interessantes Jahr steht bevor. Am Ende ist vielleicht die Peripherie nicht mehr Peripherie und manche Kulturstadt sieht alt aus.

cornelius.hell@furche.at

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