Herr Stalin und sein Knecht

Werbung
Werbung
Werbung

"Der Dichter und sein Diktator" am Landestheater Salzburg uraufgeführt.

Dass Schreiben gefährlich ist, wussten und wissen alle Autoren, die in einem totalitären System lebten und leben. Maria G. Hofmann, eine gebürtige Ungarin, hat sich dieses Stoffs am Exempel des Lebens des sowjetischen Schriftstellers Michail Bulgakow (1891-1940) und des Diktators Stalin angenommen. Ihr Stück "Der Dichter und sein Diktator" wurde am Sonntag im Landestheater Salzburg uraufgeführt. Die zwölf Szenen liefern (auch dank des interessanten Programmheftes) Diskussionsstoff: Wie weit man sich mit einem solchen System einlassen kann, darf und muss, um überleben und auch Widerstand leisten zu können. Frau Hofmanns Szenenfolge ist nicht als zeitgeschichtliche Dokumentation geschrieben, psychologisch nicht immer stimmig, allzu reportagenhaft und wechselt von der Realität ins Surreale auf eine gespenstisch psychiatrische Ebene. Bulgakow, das Muttersöhnchen, zieht drei Frauen ins Unglück, schreibt für die Schublade, bettelt beim allgegenwärtigen Diktator um Arbeit und sucht sich ihm anzudienen.

Zur Anpassung notierte der Psychiater Arno Gruen einmal, das Gefährliche sei, wenn wir die ersehnte Freiheit fürchten, gleichzeitig aber an die Macht gebunden sind, von der wir Anerkennung und Lob verlangen. Darum ist auch die Szene, in der Bulgakow mit Kürbiskopf-Maske Stalin mimt, um sich und seine Freunde zu retten, die dichteste dieses Stücks, das aber, um sich weiter auf Bühnen behaupten zu können, noch einigen Schliffs bedarf. Die drei Frauen - Britta Bayer, Alexandra Tichy, Gudrun Tielsch - kreisen wie blasse Monde um den Fixstern Bulgakow, den Mathieu Carrière in der bemühten Regie von G. H. Seebach einigermaßen überzeugend gibt. Die Uraufführung bekam höflichen Applaus.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung