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Oper "Berenice" von Johannes Maria Staud und Durs Grünbein ohne dramatische Wirkung.

In den Konzertsälen hat sich der 1974 geborene Innsbrucker Johannes Maria Staud längst einen Namen gemacht, jetzt widmete er sich erstmals dem Musiktheater - mit seiner Oper "Berenice" nach Edgar Allan Poe. Entstanden ist das Werk im Auftrag der Münchner Biennale, der Wiener Festwochen und der Berliner Festspiele; im Staatstheater am Gärtnerplatz fand die Uraufführung statt, in Wien war diese Produktion aus München nun im Rahmen der Festwochen im Ronacher zu erleben.

"Berenice" erzählt von einem inzestuösen Geschwisterpaar, der schwindsüchtigen Berenice (Dorothee Mields mit makelloser hoher Sopranlage) und dem monomanischen Egaeus, bei dem man nicht weiß, ob er nicht doch am Ende zum Mörder der Frau geworden ist - eine Geschichte zwischen Alptraum und Verbrechen. Doch gerade der schleichende Horrorfaktor der 1835 veröffentlichten Vorlage will sich in der Opernfassung von Staud und seinem Librettisten Durs Grünbein (Regie: Claus Guth) nicht einstellen: Das Problem des Werkes ist, dass Handlung kaum stattfindet, mehr von Vergangenem berichtet wird. Und wird schon eine gewisse Distanz erreicht, indem die Figur des Egaeus auf einen Schauspieler (hervorragend: Matthias Bundschuh) und einen Sänger (Otto Katzameier) aufgeteilt ist, so wurde von den Autoren noch eine weitere, von ironisierender Wirkung weit entfernte Ebene eingezogen: der Dichter Poe (Klaus Haderer) tritt selbst auf und darf sich - banal textiert - mit einem Vamp in schwarzer Korsage (Anne-Carolyn Schlüter) "herumschlagen".

Die souverän vom Klangforum Wien unter Stefan Asbury umgesetzte Musik pendelt zwischen den Stilen: es wird gesprochen und gesungen, vom Orchester dezent untermalt oder lautstark kommentiert, Geräuschzuspielungen versuchen Atmosphäre zu vermitteln, dann klingt es aber auch mal ganz nach eingängiger Musicalunterhaltung - Staud weiß sich verschiedenster Mittel der Moderne zu bedienen und gekonnt zwischen diesen zu wechseln. Nur eines kann er noch nicht: musiktheatralische Spannung von stringenter Wirkung erzeugen; das nur 90 Minuten dauernde Werk wirkt deshalb wesentlich länger als es ist.

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