"Horrorfilme setzen sich mit den menschlichen Urängsten auseinander“

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Das "/slash Filmfestival“ öffnet am 20. September in Wien wieder die Pforten. Fantastischer Film ist das Thema, Horror der diesjährige Schwerpunkt.

Keine Angst. Wenn am Freitag dieser Woche eine Horde halbverwester, blutverschmierter Gestalten vom Wiener Museumsquartier zum Filmcasino torkelt, dann ist nicht das Ende der Welt angebrochen. Es handelt sich lediglich um den alljährlichen Zombie-Flashmob des /slash Filmfestivals, bei dem sich Filmfans mittels Schminke und Kunstblut in lebende Tote verwandeln und gemeinsam zum Veranstaltungsort wanken. Zum dritten Mal geht Österreichs Filmfestival des fantastischen Films in dem schicken Wiener Fifties-Kino über die Bühne. Wie der Name sachte andeutet ("slash“ bedeutet aufschlitzen), hat das Festival einen Horror-Schwerpunkt, bietet aber auch Science Fiction, Fantasy und Anime, also japanische Animationsfilme.

"Es gibt weltweit eine große Liebhaberszene für das fantastische Kino. Das ist ein sehr prominenter Strang des Gegenwartskinos“, weiß Festivalleiter und -gründer Markus Keuschnigg. Der Genrekino-Enthusiast und Filmkritiker (FM4, Die Presse) hat kein Verständnis dafür, wenn der fantastische Film im Allgemeinen und der Horrorfilm im Speziellen als minderwertig oder gar als "Schund“ abqualifiziert werden: "In dem Genre gibt es ganz großartige Kunst. Horrorfilme setzen sich mit Urängsten auseinander und erzählen im besten Fall eine allgemeingültige Geschichte. “

Ein Spiegel der Gesellschaft

Der Horrorfilm ist jedoch nicht nur eine Projektion unserer tiefsten Befürchtungen, sondern er ist auch - durchaus kritischer - Spiegel gesellschaftlicher Zustände. Der australische Film "Redd Inc.“ (Regie: Daniel Krige) zum Beispiel, der auf dem /slash Festival läuft, ist eine Metapher für die immer inhumanere Personalpolitik vieler Unternehmen: Ein Boss kettet seine Mitarbeiter an die Schreibtische des Großraumbüros und meuchelt jeden, dessen Produktivität nicht seinen abartigen Benchmark-Vorgaben entspricht. Das ist nur einer von knapp 40 Filmen, die meisten davon Österreich-Premieren, die der Intendant heuer für ein größtenteils aus eingefleischten Fans bestehendes Publikum ausgesucht hat.

Dass der fantastische Film hierzulande weitgehend nicht ernst genommen wird, bedauert Keuschnigg sehr. Jene Menschen, die entscheiden, ob Filme nach Österreich kommen, hätten einfach ein anderes Kinoverständnis, seufzt er: "Es ist an der Zeit, im Kino auch die Liebhabereien einer jüngeren Generation abzubilden.“

/slash…

Zum dritten Mal geht Österreichs Filmfestival des fantastischen Films im Wiener Filmcasino über die Bühne.

/slash Filmfestival

20. bis 30. Sept.

Filmcasino, Wien

www.slashfilmfestival.com

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