Im Strudel der Gefühle
Viel Jubel für Jules Massenets "Werther" in Innsbruck. Landestheater
Viel Jubel für Jules Massenets "Werther" in Innsbruck. Landestheater
Premierenjubel gab es für Jules Massenets "Werther", der erstmals auf der Innsbrucker Opernbühne präsent, in der stilbewussten, leidenschaftlichen Stabführung durch Georg Schmöhe und seine raffiniert abschattierten Orchesterfarben wie durch exzellente Sänger hohen musikalischen Rang erreicht. Da erfreuen Pianotöne von luzidester Transparenz wie dramatische Ballungen von erregender Intensität, da finden sich mit Vincent Karche ein junger französischer Tenor von herzbewegender Expressivität als Werther und mit Michelle Breedt als Charlotte eine Mezzosopranistin von edler Qualität im Strudel zerrissener Gefühle zwischen Pflicht und Liebe. Glaubwürdig auch Bariton Joachim Seipp als gestrenger Ehemann Albert und Susanne Winter als übermütige Sophie.
Intendantin Brigitte Fassbaender hat das französisch gesungene Drame lyrique im Bühnenbild von Helge Ullmann unsentimental und ganz auf das tragische Ende hin inszeniert. Da brechen bereits in die harmlos-fröhliche, scheinbar so geordnete deutsche Kleinbürgerwelt, der Massenet erst später die schmerzlichen Seelenbilder der unglücklich Liebenden entgegenhält, erstickend düstere Symbole ein und befrachten die unheilschwangere Situation mit Trostlosigkeit. Beklemmend auch die Bühne mit ihren Einengungen und dunklen Öffnungen, in denen albtraumhafte schwarze Frauen auftauchen, dazu das dominierende Grau-Braun der Kostüme (Michael Zimmermann).
Entbehrlich ist die Illustration des Vorspiels wie der alles ausdrückenden letzten Zwischenaktmusik mit "Handlung", wie dem Selbstmord Werthers auf offener Bühne. Die bewegende Dramatik entlud sich beim Publikum in stürmischem Applaus.