Italien - Kultur und gutes Leben

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Die österreichische Reisejournalistin Christina Höfferer kennt das Land, "wo die Zitronen blühen“. Sie spricht die Sprache und versteht die Mentalität der Menschen. Ihr Ziel sind Orte der Lebendigkeit, nicht Denkmäler der Geschichtsschreibung.

Für all jene, die sich aus dem Ö1-Reisemagazin "Ambiente“ Lust auf ferne Länder und Städte holen, gibt es jetzt ein opulentes Pendant in Buchform. Die Autorin wirft in 24 Kapiteln einen frischen Blick auf die Landschaft zwischen den Dolomiten und dem Stiefel im Süden. Ihre Redaktionskollegin Ursula Burkert schildert im Vorwort die Qualität des Buches: "Was Christina Höfferers ‚Bella Arcadia‘ zu vermitteln trachtet, ist einfach und doch schwierig zugleich: das Besondere im Alltäglichen aufzuspüren und den Alltag im Entlegenen zu erfahren, historische Zusammenhänge zu durchdringen, um die Gegenwart zu begreifen und sich der Welt der Künstler und Künstlerinnen anzunähern, um deren Werke besser erfassen zu können.“

Die literarische Trüffelsuche beginnt in Alba mit den beiden Cantautori Gianmaria Testa und Paolo Conte und widmet sich dann der weltberühmten Schauspielerin Eleonora Duse, die sich in Asolo stets von ihrem unsteten Künstlerleben erholt hat und dort begraben ist. Ihre einstige große Liebe, der Schriftsteller Gabriele d’Annunzio, ließ einen Gedenkstein an ihrem Haus anbringen, auf ihrem Grab liegen noch heute mit Steinen beschwerte Bittbriefe junger Schauspielerinnen, die sich von ihrem Idol Kraft und Inspiration für ihre Arbeit erhoffen.

Slow Food statt Fast Food

Es ist eine der Stärken der Autorin, dass sie nicht nur die Lebensgeschichten und Wirkungsstätten aneinander reiht, sondern die italienische Lebenskunst in gleichem Maß thematisiert. Dazu gehört zweifellos die Art zu essen. "Wenn es etwas gibt, das der klassischen italienischen Lebensart entgegengesetzt ist, dann ist es Fast Food. In Plastik verpackte Kohlehydrate als Brennstoff für den Körper ohne optische Attraktivität und mit geringem Genussfaktor - das entspricht nicht der italienischen Kulinarik.“ Wen wundert es, dass die Slow-Food-Bewegung in Italien, und zwar in der Stadt Bra im Piemont entstanden ist? Der Anlass war die Eröffnung einer McDonalds-Filiale am Fuß der Spanischen Treppe in Rom. Slow Food geht vom Prinzip der Langsamkeit aus. Es bedeutet Aufmerksamkeit, gemeinsam leben, sich zu treffen. Heute ist Slow Food ein weltweites Netzwerk, das sich mit Aufklärung und Information über eine gesunde Essensphilosophie beschäftigt. Slow Food stärkt aber auch die Landwirtschaft. "Da wir weder Computer noch Marketing essen können, müssen die jungen Leute zur Landwirtschaft zurückkehren“, manifestiert Slow-Food-Gründer Carlo Petrini.

Nach Pier Paolo Pasolinis Jugend am Tagliamento, dem Land der Etrusker und dem Rimini Federico Fellinis wendet sich die Autorin dem Caffè Greco in Rom zu.

Es verdankt seinen Namen seinem Gründer, einem griechischen Einwanderer, und ist seit dem 18. Jahrhundert ein beliebter Repräsentationsort für Künstler und Literaten.

Zu den Stammgästen zählten Stendhal, Hans Christian Andersen, Nikolai Gogol, Alexandre Dumas und Johann Wolfgang von Goethe. Ein anderer berühmter Gast war Giacomo Casanova. Er stand im Dienst des Abtes Francisco Gama, für den er im Caffè einen Blick auf die herrschenden Sitten werfen sollte. Mit Casanova hatte der Abt aber den Bock zum Gärtner gemacht, denn statt Spion zu spielen, verbrachte der Edelmann mit Freude seine Mußestunden im El Greco.

Wiederholte Inspiration

Nach einem Ausflug in die prunkvolle Casa Morpurgo in Triest und ins Venedig Lord Byrons findet Christina Höfferers Streifzug seinen Schlusspunkt auf der Friedhofsinsel San Michele, die Künstlern wie Ezra Pound, Josef Brodsky und Igor Strawinsky als letzte Ruhestätte dient.

"Bella Arcadia“ ist ein Buch, in das man sich immer wieder vertiefen kann, weil es ständig neue Inspiration bietet. Die großzügige grafische Gestaltung mit angenehm wirkenden Freiräumen ermöglicht ein leichtes Lesen und lässt die gut ausgewählten Fotos zu ihrer vollen Wirkung kommen. Ein Buch, das bildet und bereichert.

Bella Arcadia

Das Italien der Literaten und Künstler

Von Christina Höfferer, Styria Premium 2011

216 Seiten, geb., € 24,95

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