Journalismus in kritischer Distanz und gegen den Medienvorhang der Klischees

Als liberaler und unabhängiger Journalist habe er sich oft zwischen den Stühlen befunden, schreibt Prof. Paul Lendvai im Vorwort zu seinem 14. und jüngsten Buch „Best of Lendvai“, erschienen 2008 bei Ecowin in Kooperation mit dem ORF.

Geboren am 24. August 1929 in Budapest, studierte er Jus und war journalistisch tätig. Als Jugendlicher in der sozialdemokratischen Jugendbewegung engagiert, wurde er als politisch Unzuverlässiger 1953 für acht Monate verhaftet und interniert. Anschließend erhielt er, wie er auf seiner Homepage berichtet, aufgrund eines Berufsverbots drei Jahre keine Anstellung. Seit 1957 lebt er in Österreich, erhielt 1959 die österreichische Staatsbürgerschaft und startete im Jahr darauf als Korrespondent für die britische Zeitung Financial Times eine journalistische Karriere. Zusätzlich zu seinen Büchern schrieb er für neun Zeitungen Artikel und Aufsätze, hielt regelmäßig breit angelegte Vorträge – alleine im heurigen Jahr schon vier –, war in den achtziger Jahren Chefredakteur der Osteuroparedaktion des ORF und leitet unter anderem dessen Europastudio. Dazu ist er Chefredakteur der 1973 gegründeten Vierteljahreszeitschrift Europäische Rundschau, die sich mit fundierten Analysen und Debatten einen guten Namen machte.

Im Vorwort zu „Best of Lendvai“ widmet er sich einer grundsätzlichen, philosophischen Frage: „Angesichts der turbulenten und oft besorgniserregenden Geschehnisse in der Welt frage ich mich immer wieder, wie es zu dem verzerrten Bild des Anderen, des Fremden, des Nachbarn in den Vorstellungen so vieler Österreicher und Mitteleuropäer kommen kann.“ Und er antwortet: „Wenn man kritische Distanz auch zu heiklen Themen bewahren will, muss man – mit den Worten Klaus Harpprechts – beharrlich versuchen, den Medienvorhang der Klischees und die Barrieren der Vorurteile beiseite zu schieben. Tag um Tag. Das ist nicht leicht.“ (c.r.)