Keile in den Beziehungen

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Seit Jean-François Richet mit "Public Enemy No. 1" dem berüchtigten französischen Kriminellen Jacques Mesrine ein Leinwand-Monument in zwei Teilen gesetzt hatte, war es still um ihn geworden. Zwar wieder mit Vincent Cassel im Boot, aber in einem anderen Fach, meldet er sich zurück: "Der Vater meiner besten Freundin" geht trotz innewohnender Spannungen ins unterhalterische Metier.

Er versucht sich an der Neuauflage einer 70er-Jahre-Komödie des vielseitigen Claude Berri ("Germinal","Zusammen ist man weniger allein"), die selbst schon ein US-Remake nach sich zog. Bestand hat die Vierer-Konstellation: Zwei Vater-Tochter-Gespanne machen gemeinsam Ferien auf Korsika. Für Antoine (François Cluzet), der damit beschäftigt ist sich vorzumachen, dass seine Ehe gerade nicht scheitert, ist es die Rückkehr ins Haus der Kindheit. Die Hauptstadt-Jugendlichen sehen es mehr als Reise in die Pampa, in eine heruntergekommene Bruchbude, wo es kaum Handyempfang gibt. Zeitvertreib muss her, Burschen und Partys.

Lolita-Versatzstücke

Statt in einen Gleichaltrigen verguckt sich Antoines Tochter Louna jedoch in den Vater ihrer Freundin Marie: Laurent (Vincent Cassel) ist weniger streng, auch beim Zapfenstreich, und sportlicher. Er ist also kein "Greis" wie ihr Herr Papa, der die heftigen Avancen nicht mitbekommt. Laurent lässt sich verführen und bereut es gleich darauf. Der Schaden ist damit aber angerichtet. Louna versucht alles, um nicht abgewiesen zu werden.

Schließlich schickt sie ihren Vater auf die Jagd nach einem unbekannten älteren Mann, der ihr das Herz gebrochen hat. Die Pointe, dass Laurent dem ahnungslosen Antoine dabei helfen soll, nutzt Richet ebenso für Humorzwecke wie für den Gewissenskonflikt, mit dem er Cassel anschaulich hadern lässt. Merklich interessieren ihn die Keile, die durch den "Moment geistiger Umnachtung" - so der Originaltitel - in die Beziehung bester Freundinnen oder Vater und Tochter getrieben werden. Ein ähnliches Bemühen fehlt ihm in der Komödie, mehr aber noch in der Menge seiner Inhalte. Zwischen breitgetretenen Klischees, seien es die moderner Teenager oder jene stolzer Insulaner, dreht sich der Film im Kreis. Dass nicht auch noch das letzte Lolita-Versatzstück gepflegt wird, ist nicht Qualität, sondern ein Rest an Gnädigkeit in einem Film, der nicht aufregen kann.

Der Vater meiner besten Freundin (Un moment d'égarement)

F/B 2015. Regie: J.-F. Richet. Mit V. Cassel, F. Cluzet. Filmladen. 105 Min.

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