Kein seniler Denkausfall

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Er sei der Passepartout der heimischen Medienszene. Dies war vor kurzem als Charakteristik von Helmut Zilk zu lesen - und zwar in Günter Traxlers "Blattsalat", der beinahe jeden Freitags-Standard zum besonderen Lesevergnügen macht. Besagter Passepartout hat, neben vielen anderen, segensreichen Betätigungsfeldern, auch eine wöchentliche Medienkolumne im österreichischen Top-Magazin tv-media. Günter Traxler (wir vermuten stark: ein verschmähter Ziehsohn des Wiener Altbürgermeisters) behauptet im selben "Blattsalat", Helmut Zilk sei in tv-media nichts als ein Pseud-onym für tv-media-Chefredakteur Wolfgang Maier. Aber ob nun Helmut Zilk selbst schreibt oder Wolfgang Maier beim Abfassen der unter "Helmut Zilk" erscheinenden Texte nur berät (immerhin firmiert Zilk im tv-media-Impressum unter der Funktionsbezeichnung "Beratung"): Mitunter sind die Ergüsse der Zilk-Kolumne mehr als eine flüchtige Betrachtung wert.

Beispielsweise ließ sich der Autor des Zilk-Kommentars jüngst über den deutschen Pay-TV-Sektor aus: Vor gut einem Jahr noch hatten die europäischen Wettbewerbshüter die Elefantenhochzeit zwischen dem Pay-TV-Sender Premiere und dem digitalen Fernsehkanal DF1 verhindert. Jetzt kaufte DF1-Inhaber Leo Kirch 95% von Premiere. Kirch, bislang schon einer der Platzhirsche im Medienwald, kommt nun im deutschsprachigen Raum in den Genuß, beim Pay-TV allein das Sagen zu haben. Helmut Zilk (oder wer auch immer) bejubelt dies in seiner Kolumne: Die Konsumenten würden profitieren, der Preis für Pay-TV würde sinken, der lästige Konkurrenzkampf hätte nämlich preistreibend gewirkt.

Wir geben zu, etwas verwirrt zu sein: Denn bislang glaubten wir, Konkurrenz würde die Preisgestaltung im Sinne des Konsumenten beleben; Monopole jedoch, ob sie nun einem Kirch oder sonstwem gehören, würden den simpelsten Regeln des freien Marktes widersprechen. Andererseits wissen wir aber, daß tv-media, welches als TV-Zeitschrift hierzulande selbst den Markt beherrscht, beim Medien-Monopoly fröhlich mitspielt.

Daß auch Helmut Zilk (oder sein Ghostwriter) obige Monopolbildung daher offen goutiert, ist - unter diesem Licht besehen - kein seniler Denkausfall, sondern könnte Kalkül sein.

Vor solchem Kalkül sollten die Fernsehkonsumenten aber auf der Hut sein.

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