Kein Tanz auf dem Vulkan

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Die Zeiten sind so unsicher wie schon lange nicht. Der Zerfall des vor allem aus wirtschaftlichen Interessen zusammengefügten, vor gar nicht so langer Zeit noch grenzenlosen Europa schreitet fort. Grenzen, die jetzt wieder errichtet werden, wurden nur zum Schein abgebaut. Die Neugierde unseren Nachbarn gegenüber hält sich in bescheidenen Grenzen. Menschliches Zusammenrücken, kultureller Austausch der Völker hat kaum stattgefunden. Fremd sind uns die Nachbarn geblieben, fremd die Flüchtlinge, die durch und in unser Land strömen, uns -durch den aberwitzigen Zickzackkurs von Politikern und Medien -auch gefühlsmäßig überfordern, und nicht zuletzt wir uns selbst.

Wir sollten handeln. Der Wohlstand vergangener Jahre hat uns gelähmt, Bequemlichkeit und Gier aller Art fesseln unser Denken und Handeln. Schneller als wir das selbst wahrnehmen, bauen wir ab: die Liebe zu unserer Arbeit, die Achtung unseren Mitmenschen gegenüber, Bekenntnis zu Geschichte, Kultur und Bildung; vor allem aber die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Wir sind drauf und dran, uns in uns selbst zu verkriechen, uns Herausforderungen nicht mehr zu stellen.

Wie kommt es, dass früher in Krisenzeiten überbordende Lebenslust, Humor, tollkühne Fantasie und mutige Utopie Hochkonjunktur hatten? Wo sind die frechen Künstler, die uns aus unserem Dornröschenschlaf wachrütteln, wo die Jugend, die unsere trostlosen und vorgestrigen Politiker in die Wüste schickt? Die ungeheure Potenz, die dieses Land noch immer hat, ist im Verborgenen spürbar. Noch wird sie von veralteten Strukturen und Denkmodellen aufgerieben. Wann ist Schluss mit unserer Gemütlichkeit? Peter Turrini hat es mir einmal gesagt: "Wenn nicht einmal mehr die Oma mit ihrem Sparbuch dem Burli helfen kann." Der Zeitpunkt dürfte bald gekommen sein.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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