Werbung
Werbung
Werbung

Die Welt ist grausam und kompliziert. Asylanten in durchnässten Zelten, ein Bettelverbot in Salzburg und nun auch noch hunderte Menschen, die bei einem Schiffsunglück in China ums Leben kommen: Wie soll man das alles einem Kind erklären, falls man es nicht rechtzeitig geschafft hat, beim Nachrichtenschauen wegzuzappen? Üble Wahlergebnisse auszudeutschen, ist übrigens um nichts leichter - vor allem dann nicht, wenn es am Abend zuvor um das Deutsche Fußball-Cupfinale und gerade eben um die letzte Runde in der österreichischen Meisterschaft ging. "Wie haben die beiden denn gespielt?" fragt das Kind, als zwei ältere Herren mit zerknirschten Gesichtern im Fernseher erscheinen. 0:0? 0:0:10? Keine Ahnung, welches Torverhältnis der steirischen Tristesse am nächsten kommt.

Im Fußball ist halt alles einfacher als in der Politik -und am allereinfachsten ist es in der FIFA: keine Reformpartner, die in Urnengängen abgestraft werden; kein Ende des Bankgeheimnisses, das für Ärger sorgt; und keine Registrierkassen, die Wirte und Touristiker auf die Palme bringen. Dafür ein wohlwollender Pate, der seinen Schützlingen vor der Wahl noch schnell ein paar Zuckerln zusteckt.

Dass man so einem Fürsorglichen wie Sepp Blatter seine Stimme gibt, würden die Kinder sofort verstehen. Was sie hingegen nicht begreifen,ist warum nicht jenes Land die nächste Fußball-Weltmeisterschaft austragen darf, das sie gewonnen hat. "Warum ist das anders als beim Song Contest?" Weil man für das Planen und Bauen von Stadien mehr als vier Jahre braucht, mein Kind. "Wer bestimmt, wer eine WM bekommt?" Sepp Blatter. "Wo werden die nächsten Weltmeisterschaften sein?" In Russland und Katar. "Wo liegt Kadaver?" Ganz weit weg, dort, wo es ab sofort vermutlich schwarze Registrierkassen gibt. Die Welt ist grausam -und dem neuen Reformer an der FIFA-Spitze ist wirklich alles zuzutrauen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung