Kirche fördert junge Wissenschafter

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Nicht die öffentliche Hand, sondern Österreichs katholische Kirche fördert ein interdisziplinäres Netzwerk junger Wissenschafter. Trotz finanzieller Nöte ist das Studienförderungswerk "Pro Scientia“ eine Institution.

Geradezu begeistert äußert sich Sibylle Trawöger über den interdisziplinären Austausch, der ihr im Rahmen des Österreichischen Studienförderungswerks Pro Scientia möglich ist. Die Assistentin für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz hat ein Fachhochschulstudium in Bio- und Umwelttechnik sowie ein Theologiestudium hinter sich - und ist eine von der guten Hundertschaft an Geförderten durch Pro Scientia. 2011/12 ist Trawöger auch eine der drei "Jahressprecherinnen“, welche von den anderen Geförderten gewählt werden, und die u.a. die jährliche Sommerakademie mitorganisieren.

Keine staatliche Subvention mehr

In Deutschland rittern mehrere Studienförderungswerke um hochbegabte Jungwissenschafter, weiß Reinhart Kögerler. Der pensionierte Physik-Professor an der Universität Bielefeld mit Wohnsitz in Wien leitet das Auswahlgremium von Pro Scientia. In Deutschland hat Kögerler erlebt, wie konfessionelle und öffentliche Institutionen diese Förderungen übernehmen. Hierzulande gibt es nur dieses Werk der Österreichischen Bischofskonferenz, das nur aus kirchlichen Geldern sowie Spenden finanziert wird. Denn als das Wissenschaftsministerium vor Jahresfrist die Förderungen für die außeruniversitären Institutionen kappte, verlor auch Pro Scientia 24.000 Euro Subvention.

Das hatte zur Folge, dass die 600 Euro, welche die geförderten Studenten jährlich für den Ankauf von Büchern erhielten, auf nunmehr 300 Euro gekürzt werden mussten. Keine Einsparungen hingegen gab es bei der jährlichen interdisziplinären Sommerakademie, welche das Jahreshighlight für die über alle Universitätsorte verstreuten Geförderten darstellt.

"Pro Scientia“ wurde 1966 vom legendären Wiener Hochschulseelsorger Karl Strobl (1908-84) gegründet. Jahrzehntelang wurde das Studienförderungswerk vom weltbekannten Biochemiker Hans Tuppy geleitet, zurzeit steht ihm der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler vor.

Was aber hat wissenschaftliche Elitenförderung im Schoß der Kirche zu suchen? Markus Schlagnitweit, Hochschulseelsorger in Linz und Stellvertreter Fischlers im Pro Scientia-Vorstand, verteidigt das vehement: Hochbegabte fänden an der Massenuniversität wenige Gesprächspartner. Es sei das Anliegen von Pro Scientia, über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinauszuschauen und den Dialog zwischen Kultur, Wissenschaft und Religion zu unternehmen. Es liege im ureigenen Interesse der Kirche, diesen Diskurs auf hohem Niveau zu befördern, so Schlagnitweit. Im Grazer Bischof Egon Kapellari hat er dafür auch eine prominenten bischöflichen Verbündeten.

Bewerbung noch bis 30. November

Konkret sieht die Arbeit bei Pro Scientia so aus, dass sich die Geförderten an den einzelnen Hochschulorten einmal monatlich zu Referaten und Debatten treffen. Sibylle Trawöger nennt das Beispiel einer jungen Chemikerin an, die zum Thema "Wie retten Chemikerinnen die Welt?“ antrat - und sich der Diskussion der Kolleginnen stellte. Das sei das Besondere: Dass sich eine Naturwissenschafterin in den Diskurs mit Geisteswissenschaftern oder Kunststudenten begebe, die bei Pro Scientia dabei sind. Das sei österreichweit einmalig, so Trawöger.

Um gefördert zu werden, muss man sich bewerben und einem Auswahlverfahren stellen. Für die kommende Förderperiode ist dazu noch bis Ende November Zeit. Sibylle Trawöger empfiehlt aufstrebenden Kollgeginnen und Kollegen, sich dafür zu interessieren.

Österreichisches Studienförderungswerk Pro Scientia

Info und Antrag: www.proscientia.at

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