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Noch ein "Jux"

Schloss porcia, kärnten

Tempo und Präzision kennzeichnen die Eröffnungspremiere der Kärntner Komödienspiele Porcia. Geboten wird Nestroy pur, nämlich sein "Einen Jux will er sich machen" ohne krampfhafte Aktualisierung, aber mit genauer Zeichnung von Charakteren und verwickelter Handlung. Es wird ohne Pause durchgespielt, was der Spannung des Stückes sehr entgegenkommt. Das reduzierte Bühnenbild von Bernd-Dieter Müller vermittelt Atmosphäre, die Kostüme von Annette Zepperitz sind ein wesentlicher Teil der Charakterzeichnung.

In der behutsamen Regie von Klaus Gmeiner spielt ein Ensemble ohne Schwachpunkte. Reinhardt Winter und Alexander Kratzer sind zwei "verflixte Kerle", Peter Pikl gibt den klassischen Hausdiener, dem Valerie Strassberg und Hemma Clementi als die zwei Möchtegern-Modedamen an Skurrilität nicht nachstehen. Ja, und in den Couplets werden Politiker liebevoller Bissigkeit ausgesetzt. Die beiden übrigen Stücke dieses Sommers sind eine englische Barockkomödie und Molières "Der gefoppte Ehemann".

Christa Höller

Gang in den Tod

styriarte, graz

Häftlinge in grauer KZ-Kleidung betreten die Bühne, am Ende gehen sie in dichten Qualm, der durch die Tür hereindringt: Der Gang in den Tod. Dazwischen ereignet sich die Oper "Der Kaiser von Atlantis", komponiert von Viktor Ullmann auf einen Text von Peter Kien. Das Werk sollte der Propaganda für das Vorzeige-KZ Theresienstadt dienen, doch wurde es nicht aufgeführt. Die meisten Protagonisten wurden in Auschwitz ermordet.

Die Oper war eine unverhüllte Absage an die herrschende Ideologie. Die Proklamation des Kaisers klingt wie eine Goebbels'sche Hetzrede, die Musik bringt Elemente, die damals als "entartet" galten: Jazz und Songs, auch Anklänge an Dodekaphonie. Für das Festival Styriarte inszenierte Christian Pöppelreiter dieses Werk ebenso einfach wie eindringlich in einer Straßenbahnremise. Das "Ensemble Kontrapunkte" unter Peter Keuschnig spielte mit Präszision, die Sänger, unter ihnen Gottfried Hornik als Kaiser und Christine Whittlesey als Mädchen wurden zu recht bejubelt.

Christa Höller

Flammengrab

Impuls-Tanz, wien

Wer Frida Kahlos Bilder nur aus Katalogen kennt, wundert sich, wenn er vor ihnen steht und feststellt, dass sie selten größer als ein A4-Blatt sind. Bereits durch ihren Umfang erzählen sie vom Leidensweg der mexikanischen Malerin. Sie wurden im Bett gemalt, wo Frida Kahlo einen großen Teil ihres Lebens verbringen musste. Die Liegestatt, an die sie Kinderlähmung und ein schrecklicher Unfall mit zahlreichen Folgeoperationen oft fesselte, ist in Johann Kresniks Tanzstück "Frida Kahlo", das beim Festival ImPuls Tanz im Wiener Volkstheater zu sehen war, Gefängnis und Flammengrab zugleich. Unsentimental, nahezu obsessiv, doch ohne platten Realismus nähert sich der aus Kärnten stammende Choreograph dieser ungewöhnlichen Frau und Künstlerin; erzählt von ihrer Beziehung mit Diego Rivera, ihrer Freundschaft mit Trotzki und ihrem politischen Engagement

Es sind Bilder der Liebe, Lebensfreude und des Schmerzes, wuchtig in den Raum gestellt, berührend, aber auch humorvoll. Kurt Schwertsik hat die Musik zu Kresniks vor neun Jahren uraufgeführten und immer noch sehenswertem Tanzstück geschrieben.

Annemarie Klinger

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