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Antlitz und Atmosphare

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Vielfältig und bewegt ist der künstlerische und kulturelle Wiederaufbau Frankreichs. Nach dem französischen Buch, dem französischen Bild ist nun auch die französische Atmosphäre der Galanterie in einer Ausstellung nach Wien gekommen. Daß diese Ausstellung den Namen „Visa .; e de la France“ („Das Antlitz Frankreichs“) trägt, hat seinen Grund vielleidit darin, daß die dargestellte Materie sich im Laufe auch der letzten umstürzlerischen Jahre vielleicht am wenigsten geändert hat. Der Maler paßt sein Bild, auch wenn er aus schon Bestehendem schöpft, der Zeit an und schafft ebenso wie der Bildhauer, der Graphiker und der Schriftsteller Neues, Revolutionäres, von der Vergangenheit Gelöstes. Die Schöpfer des französischen Scharmes und der französischen Stimmung arbeiten zwar vielleicht an neuen Ideen, aber auch diese sind alle so beschaffen, daß das, was man als „parisienne“ betrachtet, nicht verlorengeht.

Ein Gang durch die Ausstellungsräume des Palais Lobkowitz, das in seinen barocken Räumen einen selten schönen Rahmen abgibt, könnte den Besucher in die Rue de la Paix oder den Faubourg St.-Honorc versetzen. Hinter ovalen Glasvitrinen findet man alle jene Bijouterien, Parfüms, fließende Seide wieder, die die Schaufenster von „Hermes“ und „Henri ä la pensee“ zu Sehenswürdigkeiten Paris gemacht haben. Auch die für den französischen Geschmack so typische Schaufenstergestaltung finden wir wieder, die sich bemüht, bis ins Kleinste Gesamtleistungen zu erzielen, sei es in der Darstellung eines Boudoirs Louis XV.. oder eines Empire-Arbeitszimmers. Die geschliffenen Kristallgläser, das Porzellan, die schweren goldenen Leuchter, alles ist wie über-einandergreifende Kaskaden eines Springbrunnens aufeinander abgestimmt.

Als besondere Attraktion bringt diese Ausstellung noch die berühmten Modepuppen aus Paris. An diesen zwanzig bis dreißig Puppen werden die großen Modelle probiert. Auch diesmal waren sie mit einem Luxus gekleidet, der wohl gefallen hat, aber jetzt wohl unmöglich nachzuahmen ist.

Wenn man die Ausstellung verläßt, erinnert man sich wieder an ihren Namen. „Das Antlitz Frankreichs?“ Der Name ist richtig.

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