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ES GEHT UM DEN BESTAND DER KARLSKIRCHE f

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Als Nationalrat Mitterer (OeVP) in diesen Tagen bei der Besprechung des Etats des Bundesministeriums für Unterricht in der Budgetdebatte des Nationalrats die Anfrage an den Ressortminister stellte, ob der katastrophale Bauzustand der Karlskirche bekannt und schon an die Bedeckung der Instandsetzungskosten gedacht sei, rührte er an ein von Tag zu Tag akuter werdendes Problem. Vielleicht hat die Tatsache, daß Bundeskanzler Ing. Raab vor kurzem auf der Haupttreppe der Karlskirche ins Stolpern kam, mit dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit auf die in desolatem oder gar baufälligem Zustand befindlichen Teile der Karlskirche zu lenken. Auf den ersten Blick steht die Karlskirche ja da wie eh und je; wer genauer hinsieht, entdeckt freilich viele arge Schäden. Nicht nur die Haupttreppe bedarf der Ausbesserung; an den Seitenwänden bröckelt der Verputz ab, und die Ziegel kommen zum Vorschein. Es wird nicht mehr lange dauern, so wird St. Karl keine Engel mehr haben: die Basisfläche der Figuren ist bereits weitgehend zerstört, schon ist hie und da der Kern der Figuren gefährdet, einzelne Teile, eine Hand, ein Kopf, sind herabgestürzt, andere werden nur noch durch herumgeschlungenen Draht festgehalten. Der Sandstein der Balustrade ist ganz verwittert und zerbröckelt unter der Hand.

Die Instandsetzung wird nicht billig sein: die Steinmetzarbeiten allein werden — nach einer ersten Schätzung — etwa acht Millionen Schilling kosten; die Instandsetzung der beiden reliefbedeckten Säulen (die zuletzt 1938 provisorisch hergerichtet wurden) außerdem zwei Millionen Schilling. Die Baumeisterarbeiten einschließlich der Einrüstung werden weitere zwei Millionen Schilling verschlingen. Für Arbeiten im Innern der Kirche (an die erst in zweiter Linie gedacht werden kann), für Vergoldung und Stuckarbeiten, sind drei Millionen Schilling zu veranschlagen. Die Spenglerarbeiten an der Kuppel und sonstiges schätzt Architekt Splett auf eine weitere Million — so daß man auf die Summe von 16 Millionen Schilling kommt, die am besten das Ausmaß der Schäden anzeigt. Sie wird vom Bundesministerium für Unterricht in den kommenden Jahren wohl genehmigt werden müssen, soll die Karlskirche nicht dem Verfall preisgegeben werden.

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