Kaum zu entdecken sind die schweren Schäden, die die italienische Landschaft und die städtebaulichen Gefüge durch Massentourismus, landwirtschaftliche Überdüngung und verantwortungslose Industrie erlitten haben, wenn man die oftmals in spätnachmittägücher Sonne aus der Luft aufgenommenen Impressionen betrachtet. Ruhig, gelassen, satt, fruchtbar und mit sich selbst eins - so präsentiert sich dieses Land, das jahrhundertelang Sehnsüchte in allen Künstlern und Kulturbeflissenen der nördlichen Nachbarregionen weckte.
Was wäre Albrecht Dürer ohne seine mühsamen Wanderungen nach Venetien, was Johann Wolfgang von Goethe ohne seine Italienische Reise?! Kunst und Kultur leben von gegenseitiger Befruchtung - über Staats- und Sprachgrenzen hinweg.
Das vorliegende Buch bietet dem Leser zusätzlich zu den herrlichen Bildern von Ortschaften,
Klöstern und antiken Tempeln, Lagunen, Küsten und Inseln eine profunde Einführung in die Geschichte des Landes.
Am krassesten dürfte wohl die Veränderung der Stadt Neapel in Aussehen und gesellschaftlichem Leben im Vergleich zu vor zwei Jahrhunderten und heute sein: Goethe stürzte sich voll Begeisterung in das Leben dieser Stadt, die zu seiner Zeit die dreifache .Größe Roms hatte. Er schrieb: „Gewiß wäre der Neapolitaner ein anderer Mensch, wenn er sich nicht zwischen Gott und Satan eingeklemmt fühlte. Er lebt zwischen dem Paradies seines Meeres und der Höhe des Vesuvs."
Nicht einmal die künstlerische Aufnahme Guido Alberto Rossis kann der heutigen Verkehrshölle und Mafia-Hochburg Neapel einen Hauch von Zauber und Romantik verleihen.
ITALIEN AUS DER LUFT
Fotografien von Guido Rossi, Texte von Franco Lefivre. DuMont Buchverlag, Köln 1994. 208 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen, öS 765.-.
