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In blutiger Frische

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Ein Jahrhundert des technischen Fortschritts und des humanen Niederganges geht zu Ende. Wie österreichische Künstler die Erschütterungen und die Gewalttätigkeit der Zwischenkriegszeit erlebten und verarbeiteten, führt der kleine Band „Krieg Aufruhr Revolution -Rilder zur Ersten Republik in Österreich" von Christoph Bertsch und Markus Neuwirth eindringlich vor Augen. Künstler wie Maximilian Florian, Franz Probst, Otto Rudolf Schatz oder Victor Th. Slama und viele andere zeigen in blutiger Frische, was im Schatten von Auschwitz verblaßte und in der kollektiven Erinnerung zu einer höchst unangemessenen Winzigkeit schrumpfte: Die Zusammenstöße Arbeitsloser mit der Polizei (1919), die Toten von 1927 (Schattendorf, Brand des Justizpalastes) und 1934 (endgültige Niederwerfung der Sozialdemokratie), die Straßenschlachten mit den Nazis, die Allgegenwart der Gewalt und latenten Gewaltbereitschaft in der seit 1918 niemals wirklich unangefochtenen, nie zur Buhe gekommenen Republik.

Das Buch vermittelt durch seine Illustrationen mehr von dieser Zeit als viele historische Wälzer und gehörte, mit einem anderen Text, in die Schulen. Erschütterung, Empörung, Fassungslosigkeit, Trauer der Maler noch nicht vom Zweiten Weltkrieg abgestumpfter Generationen springen den Beschauer an. Er kann sich der Unmittelbarkeit ihrer Stellungnahme nicht entziehen. Mancher von ihnen mußte später emigrieren, und mancher kam ins KZ. Der eine oder andere paßte sich freilich auch an und wurde dafür belohnt.

KRIEG AUFRUHR REVOLUTION

Bilder zur Ersten Republik in Österreich Von Christoph Bertsch und Markus Neuwirth Locker Verlag, Wien 1995. 96 Seiten, 81 Abbildungen, Pb, öS 580,-

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