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Kanone auf Seide

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Schon im Hof der Galerie Graz blühen grellbunte Plastikblumen von Corrado Bonomi. „Das Spiel in der Kunst” ist das Motto des ersten Teiles der Trigon-Ausstellung im „steirischen herbst”. Italienische Künstler zeigen, daß Kunst nicht ernst sein muß, daß man aber das Spiel nicht ernst genug nehmen kann. Die Italicner sind seit jeher aufgeschlossen für den spielerischen, leicht unernsten Umgang mit der Kunst, wie er sich schon im Surrealismus zeigte, und die Konzeptkunst dieses Landes unterscheidet sich gerade in dieser Hinsicht von den nördlichen Nachbarn.

Über einen Teppich, der sich als riesiger Deckel zu einer Käseschachtel gibt, betritt man die Galerieräume. Dort kann man auswählen, wie man „Spiel” für sich selbst definiert. Sind es die ausgestopften Tiere der „Bremer Stadtmusikanten” von Maurizio Cat-telan, oder die zu geometrischen Objekten plissierten Notenblätter von Stefano Arienti? Claudio Parmiggiani macht den ehrwürdigen Spiegelsaal zum Spielplatz und umkränzt die Luster mit blaugetönten Glastropfen.

Dann aber bricht unvermutet die Realität in das Spiel ein: Eine große Kanone von Pino Pascali ist auf eine aus bunter Seide gestickten Landkarte gerichtet, in die Alighiero Roetti auch die politischen Symbole der UdSSR und Tito-Jugoslawiens aufgenommen hat, die mit dem Einsatz solcher Kanonen in enger Verbindung standen. Gleich daneben hat Antonio Riello einen luxuriösen Tisch gedeckt. Das elegante Muster auf Tellern und Gläsern erweist sich als eine Bordüre aus schwarzen Bomben. Man könnte diese Installation „Tafel der Kriegsherrn” nennen. (Bis 22. Oktober)

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