6759106-1968_07_07.jpg
Digital In Arbeit

Lateinamerikas Untergrund

Werbung
Werbung
Werbung

Der Vietnamkrieg hat für die revolutionäre Linke in Lateinamerika eine doppelte Bedeutung: Auf der einen Seite nützt sie die weltweite Empörung über die nordamerikanischen Luftbombardements gegen Nordvietnam im Sinne ihrer Antiyankeepropaganda aus; auf der anderen Seite muß die strategische Situation, in der das nordamerikanische Expeditionskorps die Vietkong nicht auszuschalten vermag, in den lateinamerikanischen sogenannten „Befreiungsheeren“ die Überzeugung wecken, daß auch sie trotz großer zahlen- und materialmäßiger Unterlegenheit ihrem eigenen Heer und auch einer etwaigen interamerikanischen Interventionstruppe standhalten könnten. Hinzu kommt, daß auch die USA weder bereit noch in der Lage zu sein scheinen, die ihnen gegen ihren Willen zugefallenen Aufgaben der Weltpolizei zu erfüllen.

Diese Situation, die im übrigen den Zug zu der sogenannten „unab hängigen“ Politik der lateinamerikanischen Regierungen fördert, läßt ein erneutes Aufflackern der Störungsherde der Guerillas, wie sie in Kolumbien und Guatemala zu beobachten sind, in größerem Ausmaß erwarten.

Dabei ergibt sich weiter die erstaunliche Tatsache, daß castroisti- sche Unruheherde nicht an der Atlantikküste, sondern nur an der Pazifikküste bestehen. Die winzigen lokalen Aktionen der Guerillas in der nordargentinischen Provinz Salta und in dem brasilianischen Ort Uberlandia haben mit drastischen Urteilen der Militärgerichte ihr Ende gefunden. Der Tod Che Guevaras und die Beseitigung der letzten Aufruhrzellen in Bolivien läßt keine unmittelbare castroistl- sche Gefahr irt dieser Zone erwarten, obwohl die Aktion der gestürzten Regierungspartei des „M. N. R.“ Unruhen in Bolivien wahrscheinlich macht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung