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Mythen und Tabus

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In der Wiener Galerie Christine König präsentiert Judy Fox ihre realistischen Kinderfiguren als erschreckende Klischees.

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In der Wiener Galerie Christine König präsentiert Judy Fox ihre realistischen Kinderfiguren als erschreckende Klischees.

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Vorausgeschickt sei, daß es sich bei der Ausstellung der amerikanischen Künstlerin Judy Fox in der Galerie Christinę König um ein absolutes Muß für jeden Kunstinteressierten handelt. Arbeiten von Judy Fox waren erstmals in Europa im vergangenen Sommer im Salzburger Kunstverein zu sehen, die Einzelpräsentation nun in Wien ist sensationell.

Die hyperrealistischen lebensgroßen Kinderfiguren in bemalter Terrakotta oder Zementguß scheinen alle Mißverständnisse vorprogrammiert in sich zu tragen: zwischen Ethnopoesie, Pädophilie und Sakralskulptur dürften alle Arten der Kinderliebe angesprochen sein.

„Jaguar Knight“, „Malanggan“, „Shiva Dancing“, „The Virgin Mary“, „Saint Theresa“ und „Mohammed“ zeigen ihre kindlich pralle Nacktheit und Geschlechtlichkeit mit dem erschreckenden Ausdruck des Wissens um Schuld und Begierde. Sie alle kommen dem Betrachter wie gute Bekannte vor — Klischeefiguren aus internationalen Fotoillustrierten, Synonyme für kindliche Reinheit und Keuschheit, die zugleich die Niederreißung des Tabus in beängstigender Weise nahelegen.

Ein wirkliches Verstehen der Skulpturen tritt erst nach Analyse des Strukturalismus und seiner Strategien ein: Die Strukturanalyse geht vom Bedeutungspluralismus aus und vermittelt das Sozialbezugsfeld eines Kunstwerkes. Judy Fox selbst sieht „jedes Stück als Einzelstück, das von seiner eigenen Welt gepflückt und in eine andere herab fallengelassen worden ist.“ (Bis 27. Jänner)

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