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Nekrophile Genüsse

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Wien hat neue Räume, genau gesagt „4 Rooms”, für Kunst. Dem großbürgerlichen Salon des späten 19. Jahrhunderts im Palais Böhmer in der Kro-tenthallergasse 8 wurde neues Leben eingehaucht. Und doch ist der subjektive, mit den Sinnen aufgesogene Eindruck gerade durch den neuen Glanz und die dunkle Glätte der Täfelung, durch die kostspielige Renovierung der verlorenen Pracht nekro-phil, unheimlich.

Wo einst herrschaftliche Diners und Soireen stattfanden, wollen die umtriebigen, offensichtlich geschäftstüchtigen Betreiber von heute ein privates Museum mit Wechselausstellungen von internationalem Rang betreiben.

Vierzehn in Wien lebende Künstler und Künstlerinnen der Generation der Dreißig- bis Vierzigjährigen zeigen unter dem Motto „Private Plot” Installationen, Skulpturen und medienübergreifende Arbeiten. In dem schwülen Ambiente des ehemaligen Speisesaales inszenierte'Günter Koller ein „Saures Büffet”. In 94 Teilen verschimmelter und verkrusteter Horsd'oeuvres und Petits fours wird der Gast an die Vergänglichkeit aller Fleischesgenüsse gemahnt.

Als für sich Bestand habende Skulptur muß die Arbeit „ich wollte das warum des warum ergründen” von Gerhart Scholz, der sich hinter dem Künstlernamen „Die Firma” verbirgt, anerkannt werden. Es handelt sich dabei um eine Art Schemel aus Grarfit mit eisernen Beinen, die eine Fortbewegungsmöglichkeit assoziieren lassen. Wie bei einigen anderen Exponaten im Damensalon, im Musiksalon und im Herrenzimmer finden sich Anspielungen auf ein weibliches, erotisches Vokabular, das jedoch stets ein wenig morbid erscheint.

Und übrigens, in der Badewanne ist das Wasser eingelassen! (Bis 23. April)

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