7098942-1995_04_21.jpg
Digital In Arbeit

Primadonna der Porträtmalerei

Werbung
Werbung
Werbung

Die von ihrem ehrgeizigen Vater wie ein Mann erzogene und gemanagte Sofonisba Anguissola aus Cremona galt ihren Zeitgenossen zunächst als Wunderkind, später als gelehrige, intelligente Dame, deren Anmut man pries. Michelangelo lobte sie, Fürsten und Regenten sammelten ihre Werke. Die Nachwelt vergaß die erste malende Frau der Neuzeit und schrieb einige ihrer besten Arbeiten Männern zu.

1994 rief Cremona die große Renaissancemalerin, die ihren Geschlechtsgenossinnen den Beruf des Malers erschlossen und die Genre-Malerei in Italien vorbereitet hatte, wieder ins Bewußtsein. Jetzt widmet das Kunsthistorische Museum der

Künstlerin eine intelligent und ästhetisch überaus ansprechend gestaltete Exposition. Sie ist Teil des Ausstellungszyklusses über berühmte Frauen der italienischen Renaissance, der im Vorjahr mit der Sammlerin und Mäzenatin Isabella d'Este begonnen worden ist und 1997 mit der Poetin Vittoria Colon -na fortgesetzt wird.

Anders als in Cremona bettet das Kunsthistorische Museum die Porträts der zwischen 1559 und 1568 als Hofdame und Zeichenlehrerin Isabellas von Valois, der dritten Frau König Philipps IL, in Madrid lebenden Sofonisba Anguissola in das Umfeld ihrer Zeit, indem sie ihren Arbeiten solche anderer Meister gegenüberstellt und durch Skulpturen, Stiche, Musikinstrumente, Stoffe und Schmuckstücke des 16. Jahrhunderts ergänzt.

Zu den über 40 präsentierten Gemälden aus 39 großen Museen beziehungsweise Privatsammlungen Europas und Amerikas gehören drei in Cremona nicht ausgestellte Werke: das Porträt eines Knaben mit Kinderfrau aus der Eremitage sowie das unter dem Titel „Dame im Hermelin” bekannte Bild aus Glasgow, das lange El Greco zugeschrieben worden ist, und das aus spanischem Privatbesitz entliehene „Mädchen mit Zwerg”, das die besonders bei Velasquez beliebte Kombination von Kind und Zwerg vorwegnimmt und erst seit kurzem nicht mehr als eine Darstellung von Sanches Coello gilt.

Anschließend an Wien geht die Ausstellung nach Washington.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung