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Reisen mit Holzmeister

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„Höchsten Genuß, schönste Erholung und tiefstes Erlebnis zugleich bereitet das Zeichnen in der Natur-' — dieses Bekenntnis glaubt man dem heute achtzigjährigen Baumeister und Architekten, wenn man in der Albertina die Ausstellung „Clemens Holzmeister — Aufzeichnungen von seinen Reisen“ (die nur noch bis zum 12. Februar zu sehen sein wird) besucht. 79 Blätter seiner Reisetagebücher in Bleistift, Tusche, Kohle oder Wasserfarbe, alle genau mit Entstehungsort, Datum und manchmal sogar Uhrzeit versehen, bezeugen die Stationen seiner Reisen von 1924 bis 1966 nach Italien England, Frankreich, Deutschland, Spanien, Griechenland, in die Türkei und natürlich durch Österreich.

Nur wenige der ausgestellten Blätter zeigen reine Landschaften (am expressivsten wohl Nr. 39 „Auf der Fahrt nach Patras“), das architektonische Motiv und das formale Element sind eindeutig vorherrschend: An den Bauwerken der Meister vergangener Jahrhunderte entzündet sich immer wieder das Interesse des Architekten. Mit dem Stift sjjürt er den Baugesetzen der klassischen Säulenhallen in Griechenland, der romanischen Basilika in Ravenna, des gotischen Doms von Chartres, des barocken Belvederes in Wien nach. Dennoch sind Holzmeisters Aufzeichnungen nicht unter die technischen Studien einzureihen. Das Spiel von Licht und Schatten und Farben in leisen Tönungen verdrängt jede Pedanterie, bringt durch die — von ihm selbst zitierte — „Kunst des Weglassens“ das Wesentliche vors Auge und hält damit die Atmosphäre jedes Erlebnisses fest. Das Element der Form scheint dem Betrachter mit dem Element der Farbe, das architektonische Motiv mit der Atmosphäre des Erlebnisses am vollkommensten im Blatt Nr. 49 „Dürnstein“ vom April 1964 vereint. Und er empfindet dankbar, daß ihm das Teilhaben am Schauen und Wahrnehmen des großen Baukünstlers dasselbe bereitet wie Holzmeister das Reisen und Zeichnen in der Natur: Genuß, Erholung und Erlebnis.

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