Bis Februar 1996 bleibt die Ausstellung „Illusionen” in der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten geöffnet, selbst ein schönes Beispiel gepflegter Weltflucht. Schon der Ausstellungskatalog verrät, wie leidenschaftlich der Mensch noch im 19. und 20. Jahrhundert, als er längst Wirklichkeit und Überleben bewältigt hatte, Wunder verlangte, Boboter und Laterna magica, Zauberkünstler und Panoramen.
Seit den barocken Architektur-Malerei-, Gartenkunst- und Theatervorspiegelungen für die Elite lockten bald Zeit- und Weltreisen für alle, vom Guckkastenformat bis zu begehbaren Kulissen, Panoptikum und Rollenphotographie, exotische Inte-
rieurs, Grotten- und Geisterbahn, modische Verwandlungen bis hin zu großräumigen Installationen wie „Venedig in Wien”, samt Ansichtskarten.
Vieles davon bot der Wiener Pra-ter, nicht zuletzt Feuerwerke, die einst Heldentriumphe und Mythen, Schlachten und Romane erzählten, deren „Partituren” erhalten geblieben sind. Dazu mußte man sich allerdings noch auf Festwiesen begeben. Die spätere Kino- und Fernsehsucht wäre also voraussagbar gewesen. Alle Wünsche nach „Betrogenwerden” erfüllen sich, sogar ohne eigene Bewegung. Eine geschickte Werbeindustrie sorgt allerdings dafür, daß die Chimären heute weniger harmlos und kaum durchschaubar sind.
