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Sezession und Werkform

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Ein sehr wesentliches Ereignis dieses Kunstherbstes ist die große Ausstellung von Georg Eisler in der Sezession. Bei diesem Maler ist die Materie noch etwas durchaus Unfertiges, etwas, was sich selbst entwickelt und gleichzeitig auf der keineswegs kleingedrehten Flamme des menschlichen Geistes kocht, um mit dem von Eisler porträtierten Ernst Bloch zu sprechen, hier ist alles in Bewegung, im Strom der Möglichkeiten zu einem nicht festgelegten, zu einem der vielen möglichen Ziele hin. In einem außerordentlich eindringlichen Porträt von Otto Klem-perer begegnen wir dem bohrend sich selbst befragenden Menschen, nur im Bild eines toten Fasans der endgültigen, am Ende ihres Flusses angelangten, erstarrten Form. Nur eine Ziegelfabrik wagt es, rot und bunt und unbeschwert zu leuchten. Blicke in freien, offenen Himmel, wie auf dem Bild der „Badenden von Lapad“, sind selten. Ringen um Befreiung, Ringen mit sich selbst — bei Georg Eisler ist noch alles offen, ist noch nichts entschieden.

Eine wichtige Ausstellung wurde im neuen Gebäude der Akademie für angewandte Kunst eröffnet.

Schüler der Meisterklasse für Industrial Design (Industrieile Formgebung), die Architekt Professor Franz Hoffmann leitet, zeigen Studienarbeiten. Nicht die reine Kunst ist ihr Ziel, sondern das funktionierende und schöne Gerät Welche Impulse von hier ausgehen, zeigt unter anderem das Interesse der österreichischen Bundesbahnen für den von den Schülern entworfenen neuen und funktionsgerechteren Führerstand eines Dieselschnell-zuges, beweisen die erfolgreichen Bemühungen um sowohl ästhetisch wie auch medizinisch befriedigende Krücken, zeigen ihre Modelle neuer, für das Krankenbett im Spital bestimmter Einrichtungen. Kunst ist hier nicht Ziel, aber in einem bestimmten Sinn Ausgangspunkt, wie die benachbarte Leistungsschau der von Professor Herbert Tasquü geleiteten Klasse des Grundstudiums (Theorie der Form) lehrt.

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