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Violette Schweine?

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Mut zur Kunst beweist einmal mehr Wr. Neustadt. - Bereits im Vorjahr wurde vom damaligen Bürgermeister und jetzigen Staatssekretär Peter Wittmann, Ka-wamatas „Sidewalk”, ein Holz-Steg rund um das „Grätzl” am Hauptplatz, gegen alle Proteste der politischen Opposition erfolgreich durchgesetzt. Ähnlich wie im Florenz des frühen 16. Jahrhunderts, als sich die damals junge Bepublik entschloß, die kolossale Skulptur des David - zur großen

Empörung des Volkes - auf der Piazza vor dem Rathaus aufzustellen.

Nun, da ein Abguß von Michelangelos „Nackertem” auf dem Wr. Neu städter Hauptplatz ausgerechnet gegenüber der Mariensäule plaziert wurde, schlugen erneut die Wellen bürgerlichen Protestes hoch. Doch die Stadtväter ließen sich nicht beirren, weshalb man bis 30. September hier, auf dem von Architekt Knechtl neu gestalteten Platz, skulpturale Meisterwerke von Avramidis bis Wotruba studieren kann. Klassiker der Moderne (Calder, Dali, Max Ernst) sind ebenso vertreten wie zeitgenössische - besonders österreichische— Künstler.

Da Kunst im öffentlichen Raum stets für Aufregung sorgt, bemüht man sich um den Dialog und bietet - ab zehn Interessierten - Führungen an, auch spezielle SkulpTours mit Künstlern und Fotografen oder für Kinder.

Im Rahmen der Ausstellung wird am 12. September erstmals der Hugo von Tschudi-Award verliehen. Der Preis versteht sich als eine Art „Tapferkeitsmedaille” für beispielhafte und initiative Leistungen auf dem Gebiet der Kunst im öffentlichen Raum. Hugo von Tschudi (1851-1911), in Lichtenegg (Bezirk Wr. Neustadt) geboren, war Direktor der Berliner Nationalgalerie und später der Münchener Pinakothek. Kaiser Wilhelm IL, der über die Ankäufe für die Galerie letztlich entschied, ließ sich von Tschudi manches einreden, lehnte-aber die Werke der Moderne vehement ab. - Mit den Worten: „Keine violetten Schweine!”

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