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Vor Konkurs gerettet

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Jean Dubuffet bezog Randgebiete wie die Kunst von Geisteskranken und von Kindern in seine formalen Lösungen ebenso in sein Schaffen ein wie die Kunst außereuropäischer Kulturen. Für ihn war durch persönliche Kriegserfahrung klar, daß der moralische Konkurs der bürgerlichen Gesellschaft angesagt war. Die über 140 Werke im Kunst-Haus Wien bestätigen den Dubuffet-schen Satz: „Unsere Kultur ist ein Kleidungsstück, das nicht sitzt - oder jedenfalls eines, das uns nicht mehr paßt.” Immer wieder gelang es ihm, für sein Werk neue formale Gesetzmäßigkeiten zu entwickeln.

So bestimmen feine Strukturen die Bilder der Werkgruppe „Zelebrierung der Erde” (1956-1958). Der Raum ist ausgelöscht, die Bilder sind zur Gänze mit Farbe bedeckt, es gibt kein Oben oder Unten. Bei der Serie „Hourloupe” (1962-1974) treten Gegenstände deutlich sichtbar hervor, wird die Malerei mit ihren Bäumen, Menschen und Landschaften immer plastischer, bis sich die Malerei zur Skulptur verwandelt.

Die Ausstellung läßt auch erkennen, wiesehr Dubuffet an experimentellen Neuanfängen interessiert war. Und gleichzeitig wird auch der Humor sichtbar, der hinter diesen Arbeiten steht. Doch nicht nur Humor beflügelt diese so leichtfüßig erscheinende Kunst, sondern auch humanistische Bildung und die Intelligenz des Künstlers.

Wiesehr Dubuffet die Welt der Bilder verändert hat, belegt am ehesten die Reaktion dieser bürgerlichen Gesellschaft. In der Werbung und in der Gestaltung ihrer Konsumartikel bedient sie sich jedenfalls seiner Lösungen. (Bis 30. April)

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