"Leiberltausch" gegen Rassismus

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Migranten und ihre Sorgen konstruktiv in die Medien zu bringen, ist in Österreich ein mehr als schwieriges Unterfangen, meinen die Vertreter der Initiative "blackaustria".

Yes We Can. Am 20. Jänner 2009 gipfelte dieser Slogan mit der Angelobung dessen Befürworters Barack Obama. Dieser wurde als 44. und erster schwarzer Präsident der USA gefeiert. In einem Kommentar in dieser Zeitung Anfang November 2008 schrieb ich: "Obama ist nicht nur ein schwarzer Präsident, sondern ein Präsident, der aus einer Minderheit stammt. Sein Sieg wird, ob wir es wollen oder nicht, die Perspektive von Minderheiten (ethnische oder andere) verändern. Auch hierzulande.

Es ist bemerkenswert zu lesen, was österreichische Parteien über Obama und seinen Wahlkampf sagen: Er sei für alle inspirierend. Sogar für die FPÖ. Strache sagte einmal, dass die offizielle Farbe der demokratischen Partei blau sei - wie die der FPÖ. Das ist der einzige Vergleichspunkt. Das wesentliche haben die Parteien vergessen: Sich aktiv mit der Einbindung von Migranten innerhalb ihren eigenen Reihen zu beschäftigen. Was viele Medien nach der Wahl Obamas mit der Frage "Kann ein Österreicher mit türkischem Hintergrund Bundeskanzler werden?" zugespitzt haben.

"Braun gebrannter" Obama …

Vor kurzem mokierte sich der Landeshauptmann Kärntens über Schwarze, indem er einen "Negerwitz" erzählte. Nach der Wahl Obamas am 4. November 2008 erzählte Silvio Berlusconi den Witz, Obama wäre "braun gebrannt". Danach schaltete sich ein ORF Kommentator am Abend der US-Wahlen mit der rassistischsten Beleidigung ein, die wir jemals in einem öffentlich-rechtlichen TV über einen gewählten US Präsidenten gehört haben. "Ich lasse mich nicht von einem Schwarzen dirigieren." Ein Kommentator eines angesehenen wöchentlichen Magazins, der auch an diesem Abend dabei war, war unfähig, an Ort und Stelle den ehemaligen ORF Journalisten sofort zu korrigieren. Von der Politik kam die einzige Kritik von den Grünen. Diese Aussage war für die regierenden Parteien SPÖ-ÖVP nicht genug, um Alarm gegen den salonfähigen Rassismus zu schlagen. Dieser Rassismus fängt oft in der Ausbildung jüngerer Generationen an. Wie kommen Schwarze, Türken, Serben in den österreichischen Schulbüchern vor? Genau gegen diesen salonfähigen Rassismus hat die Initiative "blackaustria" zu kämpfen begonnen.

In der jüngsten Zeit hat die Initiative "blackaustria" neue Maßstäbe in dieser Richtung gesetzt. Zum einen kam diese Initiative von den Migranten, die selbst Betroffene ersten Grades sind; zum anderen waren Personen und Institutionen der österreichischen Gesellschaft eingebunden, um eine Ghettosierung der Botschaften zu vermeiden. So wurden ganz andere Bilder von schwarzen Migrant/inn/en gezeigt, jenseits von Betroffenheitspathos und kriminalisierenden Bildern. Das heißt Bilder von selbstbewussten Afro-Österreichern, die sich nicht als Last der österreichischen Gesellschaft sehen, sondern sich als unvermeidbaren und wertvollen Teil dieser Gesellschaft betrachten.

Die erste Plakat- und Anzeigenkampagne 2007 präsentierte in Österreich lebende schwarze Menschen, die mit ihren Aussagen klassische Vorurteile bedienten; Vorurteile, die auf den zweiten Blick durch die Berufsbezeichnung positiv aufgelöst wurden ("Ich drehe ständig ein Ding", sagt ein Regisseur). Die Kampagne dient mittlerweile in Schulen österreichweit als Diskussionsgrundlage zum Thema Rassismus.

In der zweiten Kampagne im Frühjahr 2008 traten Prominente im Rahmen der Aktion "Leiberltausch" als Testimonials in "blackaustria" T-Shirts auf. Dieses präsentierten die mit Vorurteilen bedruckten T-Shirts ("Drogendealer", "Scheinasylant") und riefen dazu auf, diese abzulegen.

Alles geschah durch ehrenamtliche Mitarbeiter aus der Werbebranche. Es wurden in den vergangen zwei Jahren Kampagnen lanciert, die ohne Budget auskamen, aber dennoch so manchen Diskurs auslösten. Nach zwei erfolgreichen Arbeitsjahren ist das ganze Team von "blackaustria" aus finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage, weitere Kampagnen durchführen zu können.

Der Autor ist Projektleiter der Initiative "blackaustria"

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