1000 Jahre

Es versteht sich, daß der Altmeister der polnischen Geschichtsschreibung ein wertvolles hochinteressantes Werk verfaßt hat, als er die 1000 Jahre zu schildern unternahm, welche im Jahr 1962 seit der Kaiserkrönung Ottos des Großen der Übertragung des Reichs auf die Deutschen verflossen waren. Nicht leicht fände man ja einen Autor, der so ebenmäßig die romanischen Länder des Abendlandes, die germanischen Völker und die verschiedenen Zweige des slawischen Stamms in ihrer Geschichte studiert hat. Freilich schreibt Halecki nicht wie in der Luft freischwebend, er schreibt als Pole. Das bringt es mit sich, daß er die föderalen Versuche einer europäischen Einigung mit freundlicherem Interesse die imperialen Unternehmen (russischer oder deutscher Nation) mit kritischerem Blick betrachtet, als dies vielleicht ein Nachkomme dieses oder jenes Reichsvolks täte. Das von ihm gebotene Büd ist so reichhaltig an politischer, sozialer Kultur und Ideengeschichte, es schüdert so faßlich den Weg des europäischen Weltteils von^ der Geburt des Feudalismus zu der des kommunistischen Reichs, daß es gewiß jedem Geschichtsfreund die besten Dienste tun wird.