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Aus dem literarischen Jenseits in das Diesseits

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Eine überaus seltene Ehre wurde dem 39jährigen bulgarischen Journalisten und Literaten Ljubomir Nikolov zuteil: zwölf Jahre nach Erscheinen seiner ersten Gedichtsammlung „Von der Mut herbeigerufen“ im Sofioter „Narodna Mladesch“ (Volksjugend) Verlag kam heuer ein Gedichtbändchen heraus, das einen knappen Überblick über

sein bisheriges dichterisches Schaffen bietet. Darin sind auch drei Gedichte aus seiner ersten Sammlung enthalten: „Platz für ein Dorfgrab“, „Die Ikonenmaler“ und „Thrakische Vase“.

Auffallend ist sein ausgeprägtes Geschichtsbewußtsein und das ungebrochene Verhältnis zur jahrtausendelangen Balkantradition. Obwohl seine Sprache unkompliziert wirkt, sind die Metaphern und Chiffren nicht immer leicht

zu entschlüsseln. Jedoch sind darin die Toten - anonym oder benannt — fast immer gegenwärtig.

Im Jahr nach der politischen Wende von 1989 erhielt Nikolov eine Einladung nach Pittsburgh, USA, um an der Übersetzung einer Werkausgabe eines seiner berühmtesten und vielfach geehrten beziehungsweise hochdekorierten bulgarischen Kollegen, des Dichters Aleksander Gerov (Jahrgang 1919) mitzuarbeiten. Wie

meint doch im Nachwort sein Übersetzer: „Dieser Lyriker ist ständig unterwegs, ein ,Wanderer1 zwischen den Welten — ganz wie der antike Proteus, der ständig seine Gestalt verändert. Grenzen halten ihn nicht auf.“

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