Blaue Blume

Der Herausgeber dieser Beckschen „kommentierten Ausgabe“ (300 Seiten Anmerkungen!) ist legitimiert durch seine Mitarbeit an der historisch-kritischen Klučkhohnschen Ausgabe Friedrich von Hardenbergs. Zieht man die drei bisher erschienenen der fünf vorgesehenen Bände der Ausgabe heran, macht man eine überraschende Entdeckung. Natürlich enthält sie Novalis gesamte Lyrik, darunter die das ganze 19. Jahrhundert durchströmenden „Hymnen an die Nacht“ und „Geistlichen Lieder“ und die beiden Romanfragmente „Die Lehrlinge zu Sais“ und „Heinrich von Ofterdingen“ (des Letzteren Sehnsucht und Suche nach der „Blauen Blume“ hat die gesamte Romantik etikettiert) — aber dieses ganze „dichterische Werk“ Novalis umfaßt einen einzigen Band, das „philosophische Werk“ hingegen — zwei Bände! Liest man nun in der neuen Beckschen Auswahlausgabe den III. Teil, „Das theoretische Werk“, von dem dem Laden kaum mehr als „Die Christenheit oder Europa“ bekannt ist, versteht man, wie notwendig diese Re- touche am Novalis-Bild unserer Zeit ist, wie schön die „Blaue Blume“ auch in den tiefen wissenschaftlichen Gedanken des Dieters blüht