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Der Mörder des Mörders

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Mit dem (echten oder gut gespielten?) Selbstmordversuch des „Mörders des Mörders“ Jack Ruby ist das unheimliche Drama des Präsidentenmordes von Dallas wieder auf dem Plan und wird wohl in den verschiedenen Phasen der Berufung noch Öfters auftauchen.

Vieles ist daran noch ungeklärt, nicht zuletzt die „Persönlichkeit“ und die wirklichen Motive der beiden Täter: des Kennedy-Mörders Oswald und des zum Tode verurteilten Oswald-Mörders Ruby.

Hat doch keiner der beiden Attentäter, weder Ruby noch Oswald, etwas Heroisches an sich, das den Abscheu über seine Untat mildern könnte.

Beide gehören zu den untersten Schichten der Gesellschaft. Oswald, ein verbohrter manischer Querulant, war von keiner großen Idee geleitet, die seine Tat „veredelt“ hätte. Er haßte die bürgerliche Gesellschaft nicht deswegen, weil sie hochgespannten Vorstellungen von Gerechtigkeit nicht entsprach, sondern nur, weil er sich zurückgesetzt glaubte. Er bildete sich ein, daß er durch seine Untat in die Geschichte eingehen werde. In anderen Zeiten brachten Attentäter Staatsmänner aus ideellen Beweggründen um, wie irrational diese auch gewesen sein mögen. In unserer Zeit aber, in der der Kult des Ichs immer mehr hervortritt, tötet man aus Wichtigtuerei.

Oswald wurde getötet, bevor man in die Hintergründe seiner Tat hineinleuchten konnte. Daher wird ihm diese Erklärung des Mordes möglicherweise nicht ganz gerecht.

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