Der Staat Mississippi, der rückst ändigste und ärmste aller Bundesstaaten der USA, wird beschuldigt, seine Farbigen mit der Hungerpeitsche auszutreibein. Diese kosten der öffentlichen Fürsorge zuviel, weil sie infolge der zunehmenden Automatisierung der großen Farmen und ihrer Unfähigkeit, zu Facharbeitern zu werden, unterstützt werden müssen. Auch ist es den Weißen begreiflicherweise recht, wenn der farbige Bevölkerungsdruck nachläßt.Es wird Mississippi vorgeworfen, daß es zwei Mittel anwendet, um die Farbigen zum Abzug zu bewegen. Einmal, indem es an die farbigen
Rowland Evans und Robert Novak sind zwei Washingtoner Journalisten, die sich niit Fleiß, nüchternem Verstand und so viel Objektivität, wie sie in ihrem Metier möglich ist, in die Spitzengruppe hinaufgearbeitet haben. Im Ausland sind sie vielleicht deswegen nicht so bekannt, weil ihr Feld nicht die Welt, sondern die Innenpolitik ist. Sie haben vor kurzeni ein Buch veröffentlicht, das alle Chancen hat, zu einem Bestseller zu werden. Sein Titel ist „Lyndon B. Johnson. The Exercise of Power“ („Die Ausübung der Macht“).Ohne ängstliche Rücksicht wird untersucht, wie sehr es den
Nach den Präsidentschaftswahlen 1964 schien die Republikanische Partei am Boden zerstört zu sein. Mit 140 Sitzen im Repräsentantenhaus und 32 im Senat war sie im Kongreß schwächer vertreten als zu irgendeiner Zeit seit den frühen Roosevelt-Jahren. Nachdem sie jetzt 47 Sitze im Repräsentantenhaus und drei im Senat gewonnen hat, steht sie stärker da als in den letzten zehn Jahren.Vor den Wahlen hatte Lyndon Johnson gemeint, wenn die Republikaner nicht mehr als 40 Sitze gewännen, mache ihm das nicht viel aus. Nachdem gerade die Gesetze, die Bausteine der „Großen Gesellschaft“ sind,
Die Demokraten beginnen bei den Kongreßwahlen im November des Jahres beträchtliche Verluste zu befürchten. Die Hoffnungen der Republikaner sind natürlich noch größer. Häufig gewinnt die Opposition Stimmen in jenen Wahlen, die zwischen den Wahlen für die Präsi dentschaft liegen. Da die Republikaner noch immer jeden Elan vermissen lassen, müßte das dieses Jahr nicht zutreffen. Es kommt hinzu, daß auch innerhalb der Republikanischen Partei große Meinungsverschiedenheiten über den Krieg in Vietnam bestehen. Die Mehrzahl befürwortet einen rücksichtslosen uneingeschränkten
Der Krieg in Vietnam ist bisher noch nicht zu dem Kult geworden, zu dem Demokraten ihre Kriege gerne erheben. Für diese Verzögerung gibt es hauptsächlich zwei Gründe. Einmal den Kurzschluß der amerikanischen Diplomatie in den Jahren 1949 und 1950. Aus Panik über den Fall Chinas und aus Angst vor McCarthy verpaßte sie die’ Gelegenheit, einen Sperrgürtel neutraler Staaten in Südostasien zu schaffen. Hinzu kommt die Fragwürdigkeit des Vorwurfes, der Norden habe eine völlig unprovozierte Aggression gegen den Süden unternommen. Zwar interessiert sich der Durchschnittsbürger nicht
Richard Wahlen, Redakteur der anspruchsvollen amerikanischen Monatsschrift „Fortune“, fand neben seiner publizistischen Tätigkeit Zeit, das Buch „The Founding Father“,eine Biographie Joseph P. Kennedys, zu schreiben, die in den USA reges Interesse erregt.Die Gründerzeit der Kennedys beschäftigt sich hauptsächlich mit wirtschaftlichen und soziologischen Fragen. Seiner beruflichen Herkunft nach ist Wahlen daher dazu befähigt, das Bild eines Mannes zu zeichnen, der als Wirtschaftskapitän sehr viel erfolgreicher als in der Politk war.Harte SchulungZum Verständnis Joseph P. Kennedys
Nicht allzuviele weiße Amerikaner haben genügend Einfühlungsvermögen, um den Amoklauf der Neger von Watts, eines Stadtteiles von Los Angeles, verstehen zu können. Ihre Empörung ist daher nicht von des Gedankens Blässe angekränkelt. Infolgedessen hat der Aufruhr der Farbigen weit über die Grenzen Kaliforniens hinaus unabsehbaren Schaden für die Beziehungen zwischen den Rassen angerichtet.So mancher Weißer, der sich seine Rassenvorurteile nicht eingesteht, wird der Feststellung eines Vorkämpfers für die Benachteiligung der Neger, des Gouverneurs Faubus von Arkansas, zustimmen:
Es könnte gewagt erscheinen, bereits sechs Monate nach den Wahlen Prophezeiunigen über die Zukunft der schwer angeschlagenen Republikanischen Partei zu riskieren. Die Geschichte zeigt, daß sich die Ver-hältnisse in den vier Jahren zwischen den Präsidentenwahlen oft völlig geändert haben. Man geht jedoch nicht fehl, wenn man feststellt, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt die Zukunft für die Partei, die den Ele-fanten als Wappentier führt, düstererscheint und kein Silberstreifen am Horizont sichtbar ist.Die Alte Garde und die HoffnungMorrie Ryskind, ein Journalist ultrakonservativer
Der Propagandarummel, der von den Kongressen der beiden politischen Parteien der USA ausgeht, läßt auch ihre Wahlchancen an- sohwellen. Erst ging es den Republikanern so, jetzt den Demokraten. Außerdem verfehlt die Tatsache, daß Lyndon Johnson seine Partei souverän ln der Hand hatte, ihren Eindruck nicht; wie als ob dasselbe, unter schwierigeren Umständen, nicht auch auf Barry Goldwater zuträfe.Tatsächlich ist es noch nicht vor- gekommen, daß jemand, dem nur der Tod die Türen des Weißen Hauses geöffnet hatte, seine Partei so fest im Griff hat wie der Mann aus Texas. Es ist
Ale man am 4. August die Morgennachrichten im Fernsehen betrachtete, sah man zuerst eine Gruppe vierschrötiger Schauerleute im Hafen von Jersey City im Staat New Jersey. Sie wurde über ihre Reaktion auf die von den Negern veranstalteten Unruhen befragt, die diese Stadt nach Harlem und Rochester erfaßt hatten. Die Schauerleute bestritten rassische Voreingenommenheit, aber verurteilten die Krawalle scharf. Sie nahmen besonders übel, daß sich die Farbigen trotz des Gleich- berechtigungsgesetzes so benahmen. „Wird sich der Krawall auf eurePolitik auswhrkei)?“ wyrßen die Arbeiterin
Mit dem (echten oder gut gespielten?) Selbstmordversuch des „Mörders des Mörders“ Jack Ruby ist das unheimliche Drama des Präsidentenmordes von Dallas wieder auf dem Plan und wird wohl in den verschiedenen Phasen der Berufung noch Öfters auftauchen.Vieles ist daran noch ungeklärt, nicht zuletzt die „Persönlichkeit“ und die wirklichen Motive der beiden Täter: des Kennedy-Mörders Oswald und des zum Tode verurteilten Oswald-Mörders Ruby.Hat doch keiner der beiden Attentäter, weder Ruby noch Oswald, etwas Heroisches an sich, das den Abscheu über seine Untat mildern könnte.Beide
Während diese Zeilen geschrieben werden, liegen sich die Vereinigten Staaten und Panama in den Haaren. An der Oberfläche schauen die Beziehungen der Völker untereinander friedlicher aus als seit langem, aber darunter brodelt es. Die Panamaaffäre ist daher eine nützliche Warnung, daß die Staatsmänner, die sich in diesem Augenblick den Anschein geben, als ob eine Pax aeterna bevorstünde, fehlbar sind.Daran muß man denken, um die Möglichkeit einer Paralyse der stärksten Macht der westlichen Welt richtig einzuschätzen. Die reibungslose jund geschwinde Wachablösung nach der Untat von
Bisher genügte „Adolf Hitler“ als Antwort auf diese Frage. Die Antwort war aber zu einfach, als daß sie voll befriedigen konnte. Andere Faktoren, wie ungerechte Friedensverträge nach dem ersten Weltkrieg, die Appeaser, das gewagte Spiel der damaligen polnischen Regierung sowie Stalins Schützenhilfe für Hitler, blieben in der Erinnerung haften. Auch der pragmatische Aspekt der Antwort, die den Generalnenner für die politische Konstellation abgab, wie sie sich bald nach dem zweiten Krieg entwickelte, machte kopfscheu. Sie ermöglichte es gleichermaßen West- und Ostmächten „ihre
Als vor bald einem Jahr an dieser Stelle auf das Anwachsen der reaktionären Strömung in den Vereinigten Staaten hingewiesen wurde, fanden die Darlegungen eine geteilte Auf.-nähme. Einige Kritiker wollten den Unterschied zwischen einem echtenKonservativen und einem als ,,ultrakonservativ“ getarnten Reaktionär nicht wahrhaben. Andere meinten, man erweise den Reaktionären zu viel Ehre, wenn man ihnen irgendeine Bedeutung beimäße.Seitdem fanden gigantische Massenveranstaltungen ä la Sportpalast statt, bei denen jeweils zehntausende, an sich gutwillige Amerikaner extremistischen Demagogen