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Die Rückkehr durch Literatur

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Höchst erfreulich, daß der Verlag bald alle Werke Sebalds im Taschenbuch veröffentlichen wird, auch den zweiten Essayband zur Österreichischen Literatur, „Unheimliche Heimat“.

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Höchst erfreulich, daß der Verlag bald alle Werke Sebalds im Taschenbuch veröffentlichen wird, auch den zweiten Essayband zur Österreichischen Literatur, „Unheimliche Heimat“.

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Der aus dem Allgäu stammende, heute in Norwich lebende W. G. Sebald ist zuerst als Literaturwissenschaftler und Essayist bekannt geworden, bevor er sich mit Prosabüchern einen Namen als Schriftsteller gemacht hat, der zu den wenigen großen Sprachmeistern und Magiern der Gegenwartsliteratur gehört. Ob dieser beiden Bücher ist der Essayist Sebald fast wieder aus dem Blickwinkel geraten. Umso dankbarer ist man dafür, daß seine lange vergriffenen Essays wieder aufgelegt werden. Denn ob er sich über Schnitzler, Hofmannsthal, Canetti, Bernhard oder Handke äußert, seine Essays bieten neben vielen kritischen Einsichten immer wieder auch Einblick in die Werkstatt des Schriftstellers Sebald.

Welche Kopfschwindel erregenden Identifizierungen und Spiegelungen da möglich sind, das zeigt besonders der Beitrag über Kafkas „Schloß“, der sich gleichsam als Schlüssel für Sebalds eigenes Schreiben über das Unglück an der Grenze zwischen Tod und Leben benutzen läßt. Auch wenn Hamlet einst meinte, aus dem „unentdeckten Land“ gebe es keine Wiederkehr (das Leitmotiv für Sebalds Kafka-Aufsatz), so kehren sie doch alle zurück, die Lebenden und die Toten: in der Literatur nämlich, mal als Renegaten, mal als Gletscherleichen.

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