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Ein Doppelleben

19451960198020002020

A-54 — SPION MIT DREI GESICHTERN. Von Rudolf Ströbinger. Paul-List-Verlag, München, 1966, 256 Seiten, DM 13.80 .

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A-54 — SPION MIT DREI GESICHTERN. Von Rudolf Ströbinger. Paul-List-Verlag, München, 1966, 256 Seiten, DM 13.80 .

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Von einem heute erst 35 Jahre alten, in Prag tätigen tschechischen Journalisten Dr. Rudolf Ströbinger stammt ein bemerkenswertes Buch über einen deutschen Spion, der, mit hohen Fähigkeiten bedacht, in der Zeit von 1933 bis 1944 gegen Deutschland gewirkt hat. Der Mann hieß Paul Thümmel Und trat unter verschiedenen Namen auf, Jochen Breitner, Paul Hans Steinberg, Doktor Holm-Steinberg und Peter Toman, vorwiegend aber unter

Kennworten, deren häufigst gebrauchtes, „A-54“, dem Buch den Titel gegeben hat; dazu kamen noch „Vorai“, „Renė“, „Franta“ und „Eva“, die wir dem schillernden Gesamtbild zuliebe hier anführen wollen. Thümmel betätigte sich lebhaft für die Partei Hitlers und war Träger des Goldenen Parteiabzeichens. Als er sich dem Tschechoslowakischen Nachrichtendienst zur Vermittlung geheimer Kenntnisse anbot, erklärte er, es gehe ihm darum, Schulden loszuwerden. Für sein Doppelspiel war und blieb es bezeichnend, daß es ihm tatsächlich gelang, als „hoher deutscher Würdenträger“, der von Himmler geduzt wurde und in engsten Beziehungen zu Admiral Cana- ris stand, für Prag und nachher auf dem Wege über London die erstaun lichsten Nachrichten zu beschaffen. Ströbinger belegt seine Berichte mit Protokollen, Zitaten aus Erinnerungsschriften und durch Äußerungen von Augenzeugen. Wir können die Richtigkeit seiner Angaben nicht überprüfen, immerhin muten sie recht glaubwürdig an. Das Werk steht durch die zum Teil spannende Darstellung und durch die knalligen Kapitelüberschriften dem Wesen eines Kriminalromans nahe. Auf dem Umschlag des Buches finden wir die faksimilierte Wiedergabe einer „Geheimen Reichssache“ und sogar ein Lichtbild des Paul Thümmler. Aber nach der Lektüre haben wir das Bedürfnis, uns die Hände zu waschen, um das Unreine loszuwerden.

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