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Ein kleiner Schritt aus dem Dunkel der Geschichte

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Die Lebensgeschichten von fünf bedeutenden Frauen, die von der (männlichen) Geschichtschreibung vernachlässigt wurden, stehen hier im Zentrum.

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Die Lebensgeschichten von fünf bedeutenden Frauen, die von der (männlichen) Geschichtschreibung vernachlässigt wurden, stehen hier im Zentrum.

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Bei der Lektüre des Buches: „Frau im Schatten” denkt der Leser spontan an „und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht” aus Brechts Dreigroschenoper. Gebannt und betroffen von so viel Leid, erfährt der Rezipient über „die ebenbürtige Kreatur”, wie Einstein seine Frau bezeichnete.

Die hochbegabte Mathematikerin Mileva Einstein-Marie unterstützte mit großem Wissen ihren Marm bei der Erstellung der Relativitätstheorie. Der russische Physiker Abraham F. Joffe berichtete in seinen „Erinnerungen an Albert Einstein”, er habe 1905 die später so mysteriös verlorengegangenen Originalabschriften mit seitenlangen Berechnungen, die die Entstehung obiger Theorie hätten dokumentieren können, begutachtet, diese seien unter einem Doppelnamen eingereicht worden: Einstein - Manty, die ungarische Schreibweise des serbischen Marie. Später ließ Albert Einstein seine Familie völlig im Stich!

Es gelingt dem 1960 in China geborenen und seit 1975 in Österreich lebenden Autor auch, das Befremdliche des Inzestes zwischen den Geschwistern Trakl zu vermindern und das Verständnis für die dunkle Schönheit der Gedichte Georgs zu fördern, indem er uns mit der schillernden Persönlichkeit Margaretes bekannt macht, die als „Schwester Schatten” bestimmend wird für Trakls Werk.

Milena Jesenska wird endlich von ihrem ausschließlichen Kafka-Geliebten-Image befreit und als hochbegabte und mutige Essayistin vorgestellt.

Die geniale Atomphysikerin Lise Meitner führte zeitlebens einen vergeblichen Kampf gegen die demütigende Übermacht der Männer in den Naturwissenschaften. Die erste autorisierte Biographie erstellte der einfühlsame Schriftsteller über die sozial und politisch hochengagierte Architektin Margarete Schütte-Lihotz-ky, die nicht nur als Erfinderin der „Frankfurter Küche” zu sehen ist, sondern als Hauptrepräsentantin des funktionalistischen Bauens.

Man muß Ch. S. Chiu wirklich Dank aussprechen, daß er sich von dem derzeitigen Boom der Frauenliteratur nicht entmutigen ließ, sondern sich als Mann bemühte, durch umfassendes Quellenstudium und angenehmen Stil den Leser fünf bedeutende und zugleich tragische Frauenschicksale intensiv nachempfinden zu lassen. Die „Weiterführende Literatur” im Anhang fordert auf, sich näher mit diesen herausragenden Persönlichkeiten zu beschäftigen.

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