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Gloria victoribus...

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Das Tagebuch der Baronin Spit-zemberg — zuerst 1961 herausgegeben — ist es wohl wert, in Auswahl als „Paperback“ aufgelegt zu werden. Die von der klugen und übrigens wunderschönen württembergischen Diplomatenfrau beschriebene Entwicklung des Berliner Hofes bildet ein höchst amüsantes Stück Memoirenliteratur, und so ist denn wahrscheinlich auch der Erfolg des Buchs zu erklären. Es ist aber anzumerken, daß der Niederschrift beträchtliche ideengeschichtliche Bedeutung zukommt. Aus altdeutschem, antipreußischem Milieu hervorgegangen, wird Higa von Spitzemberg zur Enthusiastin für Bismarck — und das, obwohl sie die unliebenswürdigen, ja auch die unschönen Züge in Bismarcks Charakter sehr wohl sieht. Aber — den großen Mann muß man eben mit anderem Maße messen... Sedan — die Autorin erzählt selbst, wie sie Sedanfeiern veranstaltet —, der Siegeszug von Sedan heiligt alles. Ähnlich hat man schon in diesem und jenem Volk über gelungene „Victoi-res et Conquetes“ gedacht; der Endeffekt solcher Denkungsart ist noch nie erfreulich gewesen.

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