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Heiliges, neu erzählt

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WIE WEIT BIS BETHLEHEM. Roman von Norah Lofts. Aus dem Englischen von Margrlt Körner. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien- Hamburg, 1966. 451 Seiten, S 163.20.

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WIE WEIT BIS BETHLEHEM. Roman von Norah Lofts. Aus dem Englischen von Margrlt Körner. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien- Hamburg, 1966. 451 Seiten, S 163.20.

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Obwohl im Schrifttum der meisten Länder der Erde der aus der biblischen Geschichte stammende Stoff, die Herkunft und Geburt Christi, unendliche Male abgewandelt ist, müssen wir dem legendenhaften Roman von Norah Lofts ein großes Maß an Eigenwilligkeit zubilligen. Sie erzählt uns in ihrem Buch „Wie weit bis Bethlehem“ auf eine reizvolle Art von der Jungfrau Maria, die durch die Himmelsbotschaft eines Erzengels begnadet ist, von dem ihr angetrauten Joseph und von ihrer Verwandten Elisabeth, deren Sohn Johannes ausersehen wird, an der Zukunft des Gottessohnes mitzuwirken, ihn anzukündigen. Melchior ist hier ein greiser Sternkundiger, Kaspar ein kühner Eroberer, der schwarzhäutige Balthasar ein sprachenkundiger Handelsmann. Sie finden zueinander in der Sehnsucht nach dem ihnen verkündeten mes- sianischen Kinde und gelangen mit vielen Umwegen und Abenteuern bis nach Bethlehem, in den Stall, wo soeben Maria ihrem Sohne das Leben geschenkt hat. In loser Anlehnung an die Heilige Schrift schenken sie dem Neugeborenen Myrrhe, Weihrauch und Gold und mahnen Maria und Joseph, mit dem Kinde, das der machthungrige Herodes am Leben bedroht, nach Ägypten zu fliehen. Der Roman bildet eine weitgezogene Paraphrase des Biblischen, manchmal ein bißchen gewaltsam in sein unsterbliches Vorbild eingefügt, zugleich ein Werk, das uns als fromme und lebensvolle Dichtung tief. berührt. Der Stil ist dem Leser von heute wohltuend nahe. Nur geht die Verfasserin in dem Wunsche, zeitnah zu wirken, doch etwas zu weit; das Buch ist angefüllt mit störenden und überflüssigen Modernismen, das Jesuskind wird als Baby bezeichnet, es wimmelt hier von Ausdrücken wie Trick, Kompliment, Sortiment, elegant, arrogant, abreagieren, diskriminieren usw., die wir dem Stoff und der Umwelt zuliebe gern vermieden gesehen hätten.

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