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Nach Stalingrad und Moskau: Berlin

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Bücher haben ihr Schicksal! Das der mit dem vorliegenden Band abgeschlossenen Trilogie ist eng verknüpft mit dem Schicksal des Autors. Als Theodor Plivier anhub, sein Epos über den deutschen Schicksalsgang in die Weiten Rußlands zu erzählen, war er Kommunist und Emigrant in Moskau. Als er mit dem großen Roman über das Ringen um die russische Hauptstadt seinen Bericht fortsetzte, hatte er den Sprung über die Barrikade hinter sich und sich von dem Zerrbild der Ideale seiner Jugend frei gemacht. Wenn wir das vorliegende Buch gelesen haben, kennen wir die Gründe: es ist die Enttäuschung eines Kommunisten der alten Garde, der von Menschheitsverbrüderung und Arbeitersolidarität träumte und dann erleben mußte, was in und um Berlin geschehen ist — und geschieht.

Das vorliegende Buch beginnt mit der makabren Götterdämmerung der abtretenden nationalsozialistischen Machthaber, reiht dann in atemberaubendem Tempo Szene auf Szene. Wieder begegnen wir aus „Stalingrad“ und „Moskau“ bekannten Personen. In ihren Erlebnissen spiegelt sich die Weltgeschichte bis zu dem inzwischen schon beinahe historischen 17. Juni 1953.

Mit dem Aufstand der Ost-Berliner Arbeiter schließt Pliviers Trilogie, in der er unabhängig von den Zerrbildern der Politik deutsche und russische Menschen uns vorgestellt hat. Nicht ohne Grund. Denn am 17. Juni 1953 ist sie plötzlich wieder da: die „klassische“ Revolution des verzweifelten, ausgebeuteten Menschen, der sich Plivier einmal in jungen Jahren verschworen hatte. Es ist nicht seine Schuld, daß sie heute nicht unter der, sondern gegen die rote Fahne ihren Lauf nimmt.

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