Tessa Hadley - © Foto: Getty Images / Corbis / Colin McPherson

Tessa Hadley: Verbannte Erinnerungen

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Mit „Hin und zurück“ liegt nun der dritte Roman der in Bristol geborenen Gefühlsbeschreiberin und subtilen Erzählerin Tessa Hadley in deutscher Übersetzung vor.

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Mit „Hin und zurück“ liegt nun der dritte Roman der in Bristol geborenen Gefühlsbeschreiberin und subtilen Erzählerin Tessa Hadley in deutscher Übersetzung vor.

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Es hat eine Weile gedauert, bis die Engländerin Tessa Hadley als Romanautorin die Bühne betrat. 2002 erst, im Alter von sechsundvierzig Jahren, debütierte sie mit „Accidents in the Home“. Und es hat leider eine Weile gedauert, bis man im deutschsprachigen Raum auf sie aufmerksam wurde. 2017 veröffentlichte der Piper Verlag ein erstes Buch auf Deutsch – „Damals“ –, ohne jedoch seiner Autorin die Stange zu halten und ohne offenbar zu erkennen, welche subtile Erzählerin die heute an der Bath Spa University lehrende Hadley ist.

Umso erfreulicher, dass der Zürcher Kampa Verlag in die Bresche sprang und nach „Zwei und zwei“ (2020) nun mit „Hin und zurück“ einen weiteren Roman Hadleys vorlegt. 2011 bereits unter dem Titel „The London Train“ erschienen, zeigt er in der ganzen Bandbreite, wo die Fähigkeiten dieser Autorin liegen. Auf den ersten Blick bieten ihre Geschichten nichts Spektakuläres; sie widmen sich dem „everyday life“ und leuchten immer wieder aufs Neue brüchige Familienkonstellationen aus. Geduldig zeichnet Hadley ambivalente Charaktere, deren Vielfalt und Zerrissenheit sich den Leserinnen und Lesern nach und nach erschließen.

Verbotene Liaison

Paul und Cora, so heißen die Protagonisten in „Hin und zurück“, deren Leben, so scheint es, nichts miteinander zu tun haben. Paul lebt mit seiner zweiten Frau Elise und seinen beiden kleinen Töchtern in der walisischen Provinz. Er schreibt Literaturkritiken und versucht sich ohne durchschlagenden Erfolg als Schriftsteller. Cora hingegen hat eine Zeit lang als Englischlehrerin gearbeitet, ehe sie sich von ihrem Mann Robert, einem hochrangigen Beamten im Innenministerium, trennt und Unterschlupf in einer Bibliothek sucht, wo eine besänftigende Ruhe herrscht und niemand sie zu behelligen vermag. Als ihre Eltern sterben, macht sie sich von London nach Cardiff auf, um deren altes Haus zu renovieren.

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