Honni soit qui mal y pense

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Otto Friedrich über Imre Békessy, Presseförderung und eine besondere Chuzpe

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Otto Friedrich über Imre Békessy, Presseförderung und eine besondere Chuzpe

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"Hinaus aus Wien mit dem Schuft!“ So ereiferte sich bekanntlich Karl Kraus über Imre Békessy, den skrupellosen Boulevardverleger der Zwischenkriegszeit. Békessy war bekannt dafür, dass er Persönlichkeiten, zu denen er sich er kompromittierende Informationen verschafft hatte, erpresste, damit die Rufschädigungen nicht auf Békessy’schem Zeitungspapier ans Licht der Öffentlichkeit gebracht wurden.

Békessy hat einen kongenialen Nachfahren, dessen Skrupel noch geringer scheinen, vergreift er sich gar an der Republik und ihren Förderexperten. Der Reihe nach: Wolfgang Fellner, Perle des Journalismus und Verlegertums, gibt seit zwei Jahren nicht nur das Tagblatt Österreich heraus, sondern auch OE24, das diesem mehr oder weniger gleicht, aber gratis verteilt wird. Auch die Verlagsgesellschaften sind unterschiedlich. Diese Konstruktion diente dazu, fürs famose Österreich Presseförderung zu lukrieren. Denn die bekommt man nur für mehrheitlich verkaufte Zeitungen: Da das Gratis-OE24 in einer anderen Gesellschaft erscheint, müsste also Österreich, so Wolfgang der Große, in den Genuss der Förderungen kommen.

Die Medienbehörde KommAustria ließ sich aber nicht ins Bockshorn jagen und verweigerte sich der Schummelei. Deshalb klagt Fellner nun die Republik auf 500.000 Euro Schadenersatz und – als besondere Chuzpe – die vier Mitglieder der Vergabekommission, die gegen die Förderung stimmten, persönlich auf 31.000 Euro. In einer Qualitätszeitung fällt uns dazu nichts als obiger Titel ein.

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