Meine Helden in der Wirklichkeit

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Das war einer der Punkte im berühmten Fragebogen des inzwischen eingestellten FAZ-Magazins. Vielleicht gibt es sie noch - die Helden, meine ich. Oder ist nur noch der Heldenplatz und eine imposante und heldenhafte Herkulesstatue im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums geblieben?

Während meines letzten Besuchs in Wien habe ich einen Helden in der Webgasse im 6. Bezirk getroffen. Ruhig, schlank, höflich und mit einer enormen Ausstrahlung - ein Gentleman in hohem Alter. Fünf Jahre im KZ Gusen (bei Mauthausen). Ein Ingenieur aus einer evangelischen Warschauer Familie. Ein Überlebender des ersten polnischen Transports im Mai 1940. Von den 1200 transportierten Personen überlebte ein Großteil nicht die ersten sechs Monate, am Ende waren es nur noch 112 Menschen.

Er habe ganz normal reagiert, meint er, als er sich entschlossen hat, unter diesen Umständen eine Untergrundorganisation im KZ zu gründen. Die Frage, ob er Angst hatte, bejaht er. Er fügt aber gleich hinzu, dass es gerade Angst ist, die einen unter solchen Bedingungen zum Handeln antreibt. Heute glaubt er, dass genau diese Tätigkeit sein Leben gerettet hat. Es gab Momente der besonders großen Angst. Zum Beispiel als man ihn bat, zwei Juden im Stauraum des KZ zu verstecken. Ein reiner Wahnsinn, würden die meisten von uns sagen. Einer von ihnen hat überlebt, der andere glaubte dem Nazi-Appell, dass jeder, der sich freiwillig meldet, ins Sanatorium gebracht würde …

Beim großen Psychiater Antoni Kepinski habe ich kürzlich gelesen: Mut reduziert Angst. Menschen wie Jerzy Wandel, der oben genannte "Held", oder beispielsweise Wladyslaw Bartoszewski haben mit ihrem Mut die Angst von vielen reduziert, selbst wenn sie nicht wie Herkules aussehen.

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