Mutmacher für Journalisten oder: Alle Krise ist nur Gerede

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Reinhard Christl, Journalistenausbildner und Medienforscher an der FH Wien, hat Ideen zur Rettung der Medien im Lande.

Die Medien sind nicht in der Krise. Zumindest nicht in derjenigen, die sie selber behaupten. So lautet die Botschaft von Reinhard Christl in dem eben erschienen Band "Ist der Journalismus am Ende?“ Selbstredend, dass für den Leiter der Journalistenausbildung und der Medienforschung an der Fachhochschule Wien die Titelfrage rhetorisch gestellt ist. Der Autor argumentiert, dass die Medienbranche speziell hierzulande - zumindest verbal - ihren Untergang herbeiredet, obwohl es diesen doch gar nicht gebe: "Ideen zur Rettung der Medien“ lautet daher der Untertitel des Unterfangens, das Christl in neun prägnante wie erfrischend lesbare Kapitel einteilt.

Sein Ansatz ist nachvollziehbar: Die Rede von der Krise verneble das Potenzial, das in den Medien schlummere, und diese seien so gut und vielfältig wie nie zuvor. Solche Diagnose mag erstaunen, aber der Autor hat - nimmt man etwa die Printbranche in den Blick - recht, dass Europa zu sehr aufs Zeitungssterben in den USA starrt, ohne zu bedenken, dass die entsprechenden Strukturprobleme jenseits des Atlantiks mit der europäischen Situation nicht vergleichbar sind: Vor allem bei den alten Medien sei man in der Alten Welt viel mehr für die neue Medienzeit gerüstet als in der Neuen.

Mag sein, dass solcher Zugang ein wenig plakativ wirkt, gleiches lässt sich übers geradezu uneingeschränkte Plädoyer Christls für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ja sogar für den ORF sagen. Aber auch seine Argumente für eine nationale Qualitätsanstalt für Information sind nicht von der Hand zu weisen. Die Frage ist bloß, ob man den ORF-Karren aus dem aktuellen Quotendiktat-Sumpf herausziehen kann. Christls ORF-Formel lautet: Werbefreiheit, dafür Steuer- statt Gebührenfinanzierung und Investition in journalistische Qualität.

Für eine ORF-Steuer und für Print-Mäzene

Letzteres mahnt er auch für die Printbranche ein, wobei er dort eine Abkehr vom reinen Rendite-Denken der Verlagshäuser und das Setzen auf Mäzenatentum (hier dienen die USA als leuchtendes Beispiel!) fordert. Natürlich bedinge dies eine völlige Neuordnung der staatlichen Medienförderung.

Dem heimischen Boulevard empfiehlt Christl, ohne antidemokratische oder xenophobe Töne auszukommen. Und er schreibt jungen Journalisten ins Stammbuch, es zahle sich weiter aus, diesen Beruf zu ergreifen, wenn man "dafür brennt“. Man ist hin- und hergerissen zwischen dem Bestechenden der Argumente Christls und der Versuchung, diese für unverbesserlichen Optimismus zu halten. Aber Mutmachen ist ja keine Sünde. Und dafür ist der Band allemal gut.

Ist der Journalismus am Ende?

Ideen zur Rettung unserer Medien

Von Reinhard Christl.

Falter Verlag 2012.

104 Seiten, geb., e 19,90

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