Nach den Schauduellen

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Es ist vorbei! Keine allabendlichen Schauduelle mehr. Unser Staunen, Anerkennen, Fremdschämen. Die Auftritte übercoachter Politiker und unerträglich lauter Claqueure. Nicht mehr an jeder Ecke der Hinweis, dass Ausländer keine Nächstenliebe erwarten können. Dass selbst viel Geld nicht vor Alter und Dummheit schützen, haben wir schon gewusst. Dann noch: Der Stinkefinger des Kanzlerkandidaten. Grüne, die über dem Veggie-Day ihre Werte vergessen. Und Liberale, die außer ihren Werten noch vergessen haben, dass man Wählerstimmen für die eigene Politik bekommt und nicht vom Koalitionspartner aus Mitleid geliehen. Letztere Impressionen stammen aus Deutschland. Die Wahlkämpfe haben Unterschiede zwischen den beiden Ländern offenbart. In Deutschland wird dem Politiker mehr Respekt entgegengebracht. Vermutlich hilft dabei, dass deutsche Politiker auch im Wahlkampf stärker auf Distanz achten. Die Gefahr, sich bei Duellen Blößen zu geben, wird minimiert. Wenn auch nicht ausgeschlossen, siehe oben. Vor allem aber haftet der österreichischen Politik der Makel der ewigen Großen Koalition an, in der sich alle gemütlich eingerichtet haben. Ohne bei Verfehlungen Konsequenzen zu ziehen. Von Rücktritt gar nicht zu reden. Das schmälert den Respekt. Jetzt stehen die Zeichen also wieder auf Großer Koalition. In Österreich und Deutschland. Die Verhandlungen werden schwierig. Für Angela Merkel, weil sie für ihre Partner erdrückend stark geworden ist. Für SPÖ und ÖVP, weil beide immer schwächer werden. Es gibt weitere Unterschiede. Eine Opposition links der Mitte in Deutschland, wo mit nationalistischen Ressentiments kaum Wähler zu gewinnen sind. Erschreckend anders in Österreich. Für Politiker hier wie dort gilt: Es ist vorbei! Zurück zur Sacharbeit. Vielleicht denkt dabei irgendwann jemand auch wieder an europäische Themen.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD in Wien

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