Auch für das Jahr 2010 wieder einige (professionelle) Neujahrswünsche.
Zuerst: dem Presserat ist alles Gute zu wünschen. Er möge die Überarbeitung des Ehrenkodex schnell angehen und ihn dem europäischen Standard und den neuen Bedingungen im Journalismus anpassen. Zu wünschen wäre, dass die erfolgreiche Arbeit des Presserates auch einen Impuls für Selbstregulierung in anderen Bereichen gibt und sich die Politik darauf verständigt die Arbeit der Selbstkontrollgremien legistisch und ökonomisch hinreichend zu unterstützen.
Wenn wir schon beim Wünschen sind: eine Medienbehörde, die nicht primär Rechtsaufsicht betreibt (und – bei aller Wertschätzung – keine Schutzzone für Juristen ist), sondern auch Selbstregulierung fordert, Transparenz herstellt, Benchmarks erhebt und Qualität, Objektivität und Unabhängigkeit fordert und fördert. Nicht nur für den ORF. Ein ORF Gesetz, das die Herstellung von Public Value als zentrale Aufgabe sieht und es dem ORF zur Pflicht macht, Entscheidungen jenseits (landes)politischer Befindlichkeiten nach den Maßstäben von Qualität (und nicht von Quote) zu treffen.
Dann: die Verbindung von Medienkompetenz mit politischer Bildung in der Aus-, aber auch in der Weiterbildung. Medienkompetenz ist eine Schlüsselkompetenz in der Mediendemokratie. Es ist zu wünschen, dass sich dieser simple Umstand auch als Leitmotiv einer Reorganisation der politischen Bildung in den Schulen durchsetzt. Vielleicht mag er ja auch als Anregung dienen für Initiativen, die breiteren Kreisen der Bevölkerung den Zugang zu Medienkompetenz möglich machen. Ein Medienmuseum wie das Newseum in Washington wäre ein wünschenswerter Anfang.
Wie es Neujahrwünsche so an sich haben, ist es mit dem Wünschen nicht getan. Deswegen sollten wir uns während des Jahres öfter daran erinnern, dass nicht alles so sein muss, wie es eben einmal ist.
* Der Autor ist Prof. für Kommunikationswissenschaft in Klagenfurt
