Nicht narrisch guad für den ORF

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In einer Studie der Universität Münster im Auftrag der RTR wird ORF eins bescheinigt, dass Filme, Serien und andere Unterhaltung 83 Prozent des Programmes ausmachen. Fast das Doppelte von RTL, ein Drittel mehr als die Privatsender ATV und Puls 4, das Vierfache von Servus TV, weit mehr als RTL 2. Der Reflex des ORF war erwartbar: Unterhaltung, so Alexander Wrabetz, sei ein unverzichtbarer Bestandteil des Programmauftrags. Stimmt.

Was das allerdings mit amerikanischen Sitcoms zu tun haben soll, bleibt unklar. Aber gut, es gibt ja auch genug Eigenproduktionen. Und: Man dürfe den qualitativen Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Programmen nicht außer Acht lassen. Stimmt auch. Ein gutes Beispiel für diesen Unterschied sind die Folgen von "Narrisch Guad“, die Aufzeichnungen der launigsten Faschingssitzungen Österreichs. Da wurde deutlich, was man so unter Humor versteht: Sexismus, Rassismus, Spott auf Kosten Schwächerer. Stimmt schon: Es ist, wie es ist. Das darf man auch zeigen. Etwa als Dokumentation der schenkelklopfenden Dreistheit in den Wirtstuben des Landes. Aber dazu müsste es reflektiert werden. Wurde es aber nicht. Kein Kommentar, kein Subtext, keine erklärende An- und Abmoderation.

Humor ist wichtig - wenn er auf Aufklärung gerichtet ist. Wenn er Sexismus und Xenophobie vorführt und lächerlich macht. Da darf und soll er weh tun, Grenzen aufzeigen und infrage stellen (wie dies z.B. Sacha B. Cohen als Ali G., Brüno oder Borat oder Alfred Dorfer als er selbst hin und wieder tut). Da kann Unterhaltung auch Public Value haben.

Nicht jedoch, wenn der Humor im Affirmativen mündet und so tut, als ob das alles in Ordnung sei. Wo bei "Narrisch Guad“ der qualitative Unterschied zu den kommerziellen Angeboten wohl war? Zeit für den ORF über Public Value nachzudenken. Ernsthaft.

* Der Autor ist Prof. für Medienwissenschaft an der Uni Klagenfurt

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