Ötzis Fluch und sonstige Theorien

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Fällt Ihnen etwas an Ötzis Funddatum, dem 19. September 1991, auf? Richtig: Geschrieben als "19 9 1 991“ ergibt sich ein numerisches Palindrom, eine vorwärts wie rückwärts gelesen identische Zeichenkette. Auch ohne Zahlenmystik beflügelt der Mann aus dem Eis waghalsige Theorien.

So sind in den vergangenen 20 Jahren acht Menschen gestorben, die an Fund, Bergung oder Erforschung der Mumie beteiligt waren. Darunter der Finder Helmut Simon, der Archäologe Konrad Spindler und der Gerichtsmediziner Rainer Henn. Letzterer auf der Fahrt zu einem Vortrag über die Gletscherleiche. Findige Medien sprachen von "Ötzis Fluch“. Dass diese Zahl angesichts der Hundertschaften an Wissenschaftern, Bergrettern und Journalisten, die mit Ötzi zu tun hatten, statistisch unauffällig ist, tut dem Gruseln keinen Abbruch. Kaum ein Stereotyp an Verschwörungstheorien wurde nicht genutzt. Der Journalist Michael Heim etwa witterte Publicity und tourte mit seiner Behauptung, Ötzi wäre eine Fälschung, durch die Medien. Parapsychologen wollen mit Ötzi im Jenseits kommuniziert haben, sogar Tonaufnahmen wurden vorgelegt. Viele Menschen meinen, in der Leiche einen verschollenen Angehörigen zu erkennen. Die Deutsche Renate Spieckermann behauptete sogar, eine Reinkarnation des Alpenmannes zu sein.

Eine besonders hübsche Anekdote: Ein Leser bot dem Hamburger Stern Ötzis Tagebücher an - sieben in Keilschrift auf Mammutfell geschriebene Berichte. Ein zweites Mal griff die Zeitung nach den gefälschten Hitler-Notizen nicht daneben. Immerhin war zu Ötzis Zeit das Mammut ausgestorben und die Keilschrift entstand Jahrhunderte später im Orient. (r. l.)

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